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Höheres Tempo bei der Transformation von Infrastrukturen notwendig
Die technischen Regeln des DVGW bilden das Fundament für die technische Selbsverwaltung und Eigenverantwortung der Gas- und Wasserwirtschaft in Deutschland. Sie sind der Garant für eine sichere Gas- und Wasserversorgung auf international höchstem Standard.
Einen wesentlichen Beitrag, um technischen Fortschritt und politische Rahmenbedingungen zu diskutieren, leistet der DVGW-Leitkongress gat | wat, vom 6. bis 7. September 2023 in Köln. Er ist die zentrale Plattform für den lösungsorientierten übergreifenden Dialog mit Politik, Wissenschaft und Wirtschaft und bündelt hierzu das Knowhow der Branche zu einer umfassenden Standortbestimmung. Im Vorfeld sprachen wir mit Prof. Dr. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) zu Schwerpunkten des Branchentreffens.
Prof. Linke, was ist die übergreifende Botschaft des Kongresses?
Die gat I wat. 2023 kennzeichnet das entscheidende Jahr für Wasserstoff. Es muss gelingen, den Energieträger politisch und technologisch im Energieversorgungssystem Deutschlands so zu verankern, dass eine Wasserstoffwirtschaft in allen Verbrauchssektoren – Wärme, Industrie, Mobilität – möglich wird. Die Branche ist auf diesem Weg bereits weit vorausgegangen. So wurden u. a. konkrete Pläne für die Praxis der Netztransformation erarbeitet. Wissenschaftlich wurde der Beweis erbracht, dass das bisherige Gasnetz Wasserstoff zu einhundert Prozent speichern und transportieren kann. Das Kerngerüst der Wasserstoffinfrastruktur und weitere Ausbaupläne haben unsere Mitgliedsunternehmen bereitgestellt. Die Regierung muss stärker als bislang geschehen eine integrierte Energieversorgung in der Gesetzgebung ermöglichen. Wasserstoff kommt bislang zu kurz. Nur mit dem Grundsatz der Technologieoffenheit wird Deutschland ein leistungsfähiger Industriestandort bleiben.
Was erwartet die Fachbesucher?
Mehr als 150 Aussteller präsentieren sich auf 10.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche und beantworten Fragen zu aktueller Technik und Dienstleistungen rund um den Netz- und Anlagenbetrieb. Hervorheben möchte ich die Praktiker-Tage als Plattform für Beratung, Netzwerken und den fachlichen Austausch auf Augenhöhe. Das neu konzipierte Praktiker-Forum bietet den Messebesuchern erstmalig zwei spannende Tage mit Praxisvorträgen zu Neuerungen des technischen Regelwerks, Projekteinblicken und Technologie-Updates. Ein Schwerpunkt wird wie jedes Jahr die DVGW-Nachwuchsförderung sein. Und zur Abendveranstaltung in der Messehalle sind alle Besucher eingeladen, sich intensiv auszutauschen oder die DVGW-Landesgruppen im Landesgruppen-Wirtshaus zu besuchen.
Auch das Thema Wasser steht auf der Agenda?
In Kontinuität stehen die Anforderungen zur Erhöhung der Resilienz unserer Versorgungssysteme wieder auf der Agenda. Die enorme Bedeutung moderner Infrastruktur und resilienter Versorgung für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft wird angesichts der Folgen des Klimawandels auch im Wassersektor immer deutlicher. Die Infrastruktur der Wasserversorgung muss an künftige Herausforderungen angepasst werden, um unsere natürlichen Lebensgrundlagen auch in Zukunft leistungsfähig zu erhalten. Die Modernisierung von Leitungen und Anlagen ist eine komplexe Aufgabe. Der DVGW hat dazu Forschungsprojekte in seinem Zukunftsprogramm Wasser aufgesetzt. Wir benötigen nunmehr verbindliche politische Entscheidungen und finanzielle Mittel, die Forschung und Innovation zur Modernisierung der Infrastruktur ermöglichen. Zugleich brauchen wir ein stärkeres Bewusstsein, dass eine sichere Versorgung mit hochwertigem Trinkwasser in Zukunft deutlich mehr Anstrengungen aller Beteiligten bedarf.
Wir danken für das Gespräch.