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… hin zum innovativen Akteur im Wettbewerb!
Betrachtet man den Energiemarkt gestern und heute dann zeigt sich, die Energiewirtschaft hat sich in kurzer Zeit drastisch verändert. Meta-Trends verändern das Umfeld langfristig und unwiderruflich. Diese Entwicklung prognostizierte Stephan Werthschulte, Geschäftsführer der Tilia GmbH auf dem VKU-Stadtwerkekongress 2015 in Osnabrück. Tilia GmbH begleitet Stadtwerke als Partner seit vielen Jahren. In seinem Gastbeitrag verweist Stephan Werthschulte darauf, Energieeffizienz kann ein Geschäftsfeld für Stadtwerke sein.
Unsere Gesellschaft steht im Wandel. Politische Vorgaben und technologische Entwicklungen bestimmen zunehmend den wirtschaftlichen Rahmen auch für die Energiewirtschaft. Die Zukunft wird eine decarbonisierte Ära werden. Das klassische Versorgergeschäft schrumpft und ist kleinteiliger; „Blockbuster“ gibt es nicht mehr.
Die einstigen Marktführer werden wahrscheinlich nicht mehr die Marktführer von Morgen sein. Neue Geschäftsfelder sind nötig, aber sie werden nicht das Altgeschäft in Gänze kompensieren können. Die Veränderungen sind im vollen Gange und noch nicht abgeschlossen! Und, Leistungsfähigkeit im klassischen Geschäft muss die Veränderungen finanzieren können.
Energieeffizienz als neues Geschäftsfeld
Der Markt zeigt deutliche Umsatzpotenziale -national wie international. Global ist dafür ein Anstieg der Energieeffizienzumsätze um ca. 440 Mrd. Euro (2012) Ausdruck, das mittelfristige Wachstum liegt bei ca. 16 %. Der Markt ist dabei aber nur zu 25 % Verbrauchermarkt, zu 2/3 kommt die Nachfrage von Unternehmen.
Auch in Deutschland verzeichnen wir Energieeffizienzumsätze von ca. 162 Mrd. Euro (2013). Das geschätzte Wachstum wird bei ca. 8 % gesehen. Beeindruckend ist ebenso die Zahl der Beschäftigten im Markt: sie beträgt ca. 800.000 Personen.
Energieeffizienz geht einher mit Einsparpotenzial in allen Sektoren, mit einem hohen Anteil besonders in der Industrie. Wurden bisher Lüftung und Kälte nicht so stark beachtet, rücken sie nun stärker in den Fokus dank weiterentwickelter Technologien. Licht wird wieder relevant durch den Entwicklungssprung der LED mit verbesserten Lebenszyklen und deutlich sinkenden Preisen.
Allerdings zeigt die Gesamtbetrach tung: Geforderte Amortisationszeiten sind nicht immer darstellbar: Investition in Ma schinen/ Anlagen vs. Investition in Infra struk tur.
Der Markt ist kleinteilig und geprägt von vielen Akteuren, wir finden sie auf der Nachfrageseite und auf der Angebotsseite. Auch die angebotene Produktpalette ist ebenso vielfältig und kleinteilig. Entscheidend wird sein, auf der einen Seite maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln, auf der anderen Seite effizient und standardisierend vorzugehen um Gewinne zu erwirtschaften, die in diesem Geschäft, anders als in dem alten Geschäftsmodell, keine Selbstverständlichkeit sind.
Voraussetzungen zur Teilhabe am Energieeffizienzmarkt
In vielen Bereichen ist ein Umdenken nötig, ein Kulturwandel hin zum innovativen Akteur im Wettbewerb! Zum einen betrifft dies Geschäft und Produkte. Entscheidend ist, das Bestandsgeschäft zu managen und zu professionalisieren, es muss und soll die Transformation bezahlen. Ebenso kommt man nicht umhin, effiziente Prozesse zur Abwicklung von maßgeschneiderten Produkten zu entwickeln.
Bezogen auf den Kunden scheint es unerlässlich, die Sprache des Kunden sprechen. Aber: der Kunde von Morgen wird ein anderer sein als der von Heute. Erklärungsbedürftige Produkte und Lösungen benötigen einen anderen Vertrieb und es ist erforderlich, Win-Win Situationen zu erzeugen.
Im Hinblick auf die Betrachtung der Ressourcen sollten die Mitarbeiter im Fokus stehen. Unverzichtbar wird permanente Aus- und Weiterbildung sein, da sich Felder wie Akquise, Beratung, technisches Umfeld, Betriebswirtschaft oder Kundenservice nicht nur dynamisch weiter entwickeln, sondern auch zunehmend miteinander verschmelzen! Und angesichts der sich abzeichnenden Akteursvielfalt sind Kooperationen ein Weg, um erfolgreich im Wettbewerb agieren zu können. Auch im juristischen Bereich verlangt der künftige Energieeffizienzmarkt ein mehr an Wissen von den Marktteilnehmern. Komplexe rechtliche Vorgaben kennen und nutzen ist ein Muss: Gesetze, Richtlinien, Fördermöglichkeiten seien hier nur holzschnittartig angeführt. Beispielgebendsind hier genannt: die EU-EDL-Richtlinie, das Gesetz über Energiedienstleistungen und andere Energieeffizienzmaßnahmen (EDL-G), die Ökodesign-Richtlinie oder die Energieeinsparverordnung (EnEV) mit den aktuellen Änderungen 2015.
Smart Home rückt wieder stärker in den Fokus
Als Gründe für diesen Trend hat BITKOM bereits 2014 mehrere Entwicklungen ausgemacht. So sind es neue Angebote für den Volumenmarkt mit benutzerfreundlichen und kostengünstigen Lösungen. Auch Start-Up- Aktivitäten wirken, da immer mehr junge Unternehmen in den Markt einsteigen.
Zunehmend lassen sich Kooperationen und Allianzen erkennen, vor allem etablierte Unternehmen gehen Allianzen ein. Aber auch Makrofaktoren beeinflussen die Entwicklung, Smart Home wirkt immer mehr als Treiber für altersgerechte Assistenzsysteme und Energiemanagement. Und schließlich ist es ein wachsender Nachrüstmarkt und dynamischer Wohnungsmarkt: Sanierungen und Neubau bieten die Möglichkeit, von vornherein in smarte Lösungen zu investieren.
Fazit
Will man ein Fazit ziehen, lässt sich dieses komprimiert in sechs Punkten aufzeigen:
- Die Performance im klassischen Geschäft ist kritisch.
- Der natürliche Partner eines Stadtwerks ist die Stadt. Hier muss größere Interessenidentität hergestellt werden!
- Der Energieeffizienzmarkt ist kleinteilig und vielfältig. Maßgeschneiderte Produkte und Multi-Kompetenzteams sind nötig, ggf. durch Kooperation mit Dienstleistern.
- Kunden wollen zunehmend auch partizipieren, das heißt Win-Win für alle Beteiligten.
- Politische Rahmenbedingungen verbessern oder verschlechtern massiv die Chancen für bestimmte Produkte.
- Massive Veränderungen (Disruption) sind noch nicht abgeschlossen. Dezentralisierung, Prosuming und Digitalisierung verteilen das Geschäft in neue Strukturen.
www.tilia.de
Risiken nicht ausklammern
Sicher verläuft die Ausrichtung auf das Geschäftsfeld Energieeffizienz für Stadtwerke nicht ohne Risiken. Reaktionsfähigkeit und Veränderungsaufwand sollte man im Blick behalten. Investitionen in Energieeffizienz sind zum Teil mit hohen Vorleistungen und langer Amortisationsdauer verbunden. Dies impliziert die Fragestellung, wie steht es um die Bereitschaft, zu investieren? Erforderlich ist ebenfalls ein Mitarbeiter-Knowhow für Teams mit multiplen Fähigkeiten, beispielsweise technisch und betriebswirtschaftlich. Die bereits erwähnte zunehmende Kleinteiligkeit des Marktes, lange Wege bis zur Entscheidung und eine große Zahl Akteure werden zu anderen Margen führen. Auf den Prüfstand der strategischen Ausrichtung gehört die Aus ge staltung und Veränderung des Produktportf o lios, bis zur Entscheidung, was mache ich NICHT! Und offen bleibt die für Deutschland in den zurückliegenden Jahren erlebte Situation, wie entwickeln sich politisches Umfeld und Förder wellen?