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26.07.2013 15:42 Alter: 11 yrs
Kategorie: Nachhaltigkeit

Fremdfinanzierung kommunaler Energieversorger -bleibt alles beim Alten?

Die Energiewende bietet erhebliche Chancen für die kommunalen Energieversorger, birgt aber auch Unwägbarkeiten durch zunehmende Verschuldung und Wirtschaftlichkeitsrisiken. Werden auch künftig Stadtwerke neben der Daseinsvorsorge als Quersubventionierer für defizitäre Sparten und Finanzierungsquelle für die kommunalen Gesellschafter fungieren können? Mit dem „Round Table Energie“, eine Plattform für den bankinternen Austausch zu aktuellen Fragen der Energiewende, versucht die LBBW Gruppe der großen Bedeutung des Themas gerecht zu werden. Das Ziel ist: Wie kann die LBBW unter Berücksichtigung der eigenen Anforderungen und zunehmender Regulatorik z. B. kommunale Energieversorger unterstützen. Thomas Rieger, Abteilungsleiter Kommunale Unternehmen in der Sachsen Bank mit Sitz in Leipzig, einem Unternehmen der LBBW Gruppe, zeigt Möglichkeiten neuer Finanzierungsmodelle auf.


Bildmontage: Jacob, www.punkt191.de

Die mit der Energiewende einhergehenden finanziellen Herausforderungen für Energieversorger sind immens. Insbesondere für die kommunalen Unternehmen wird das Thema Fremdfinanzierung einen neuen Stellenwert erhalten. Bisher war die Finanzierung eines Stadtwerkes aufgrund der kommunalen Eigentümerstruktur und des stabilen Geschäftsmodells nahezu ein „Selbstläufer“. Banken und Sparkassen zeigten große Finanzierungsbereitschaft, die Risikoaufschläge für Kredite waren dementsprechend niedrig. Die Stadtwerke konnten aus einer Vielzahl von Angeboten auswählen. Lediglich die Finanzierung von Holdinggesellschaften mit steuerlichem Querverbund stellte bereits in der Vergangenheit Kreditgeber vor Herausforderungen. Höhere Konzernverschuldung und defizitäre Sparten erforderten eine andere Herangehensweise. Sind diese „goldenen“ Zeiten vorbei? 

Für einen Finanzierer sind nachhaltige Cash Flows und daraus abgeleitet die Verschuldungskapazität heute entscheidende Prüfungsund Bewertungsfaktoren. Die Verschuldungskapazität ist ein Gradmesser für die Fähigkeit eines Unternehmens, die Finanzverschuldung innerhalb eines angemessenen Zeitraums zurückführen zu können. Wir müssen konstatieren, die Berücksichtigung des Verschuldungspotentials gewinnt auch bei der Finanzierung kommunaler Unternehmen an Bedeutung. Daneben könnten die Banken aufgrund zunehmender Regulatorik und der Vorschriften von Basel III in ihrer Kreditvergabefähigkeit zukünftig eingeschränkt werden. Dies verlangt Finanzierungsalternativen zum klassischen Bankkredit, um die Liquiditätsbeschaffung in den Griff zu bekommen. Denn noch wird häufig übersehen, dass auch Finanzierungslücken die Gefahr von Blackouts in der Energiewirtschaft verstärken können.

Neue Finanzierungsmodelle sind gefragt

Wenn über neue Finanzierungsmodelle nachgedacht wird, gelangen bewährte als auch bisher bei kommunalen Unternehmen wenig genutzte Varianten zur Eigenkapitalstärkung in den Fokus der Betrachtung. Dies betrifft zum einen eigenkapitalähnliche Mittel, wie Genussrechte/-scheine oder Wandel- und Optionsanleihen. Damit einhergehend ist die Erweiterung der Investorenbasis möglich. Dies hätte den Charme, dass die Anteilseignerschaft der Kommune nicht „verwässert“ wird – somit eine Alternative zur klassischen Eigenkapitaleinlage. Letztlich kann dieser Weg die Verschuldungskapazität auf Stadtwerke- und Stadtkonzernebene schonen. Die ebenfalls in der Diskussion stehenden Vorschläge einer Anteilsabgabe gegen Kapitalerhöhung, um so strategische Partner einzubinden, könnte bei den kommunalen Eignern auf wenig Gegenliebe stoßen. Diese Variante scheint politisch schwer darstellbar („Heuschreckendiskussion“). Anstelle der Einbindung von strategischen Partnern kann es auch ein Instrument der Rekommunalisierung sein, wenn die Bürger auf diese Weise direkt über Anteilserwerb an ihrem Stadtwerk beteiligt werden. In jedem Fall entstehen auf Unternehmensseite höhere Kosten. Denn Eigenkapital ist teurer als Fremdkapital. Als Vorteil kann gesehen werden, dass keine weitere Belastung der Verschuldungskapazität auf Stadtwerke- und Stadtkonzernebene erfolgt.  Schuldscheindarlehen bieten ebenfalls eine Möglichkeit zur Erweiterung der Finanzierungsbasis. Als Alternative zum klassischen Bankkredit besteht hier die Möglichkeit der Einbindung von strategischen Partnern, bzw. von privatem Kapital. Häufig zeichnen auch Sparkassen die unkomplizierten Schuldscheindarlehen, weil sie dadurch überregional im Kreditersatzgeschäft aktiv werden können.

Variante Bürgerbeteiligung

Wenn über neue Finanzierungsmodelle nachgedacht wird, gelangen bewährte als auch bisher bei kommunalen Unternehmen wenig genutzte Varianten zur Eigenkapitalstärkung in den Fokus der Betrachtung. Dies betrifft zum einen eigenkapitalähnliche Mittel, wie Genussrechte/-scheine oder Wandel- und Optionsanleihen. Damit einhergehend ist die Erweiterung der Investorenbasis möglich. Dies hätte den Charme, dass die Anteilseignerschaft der Kommune nicht „verwässert“ wird – somit eine Alternative zur klassischen Eigenkapitaleinlage. Letztlich kann dieser Weg die Verschuldungskapazität auf Stadtwerke- und Stadtkonzernebene schonen. Die ebenfalls in der Diskussion stehenden Vorschläge einer Anteilsabgabe gegen Kapitalerhöhung, um so strategische Partner einzubinden, könnte bei den kommunalen Eignern auf wenig Gegenliebe stoßen. Diese Variante scheint politisch schwer darstellbar („Heuschreckendiskussion“). Anstelle der Einbindung von strategischen Partnern kann es auch ein Instrument der Rekommunalisierung sein, wenn die Bürger auf diese Weise direkt über Anteilserwerb an ihrem Stadtwerk beteiligt werden. In jedem Fall entstehen auf Unternehmensseite höhere Kosten. Denn Eigenkapital ist teurer als Fremdkapital. Als Vorteil kann gesehen werden, dass keine weitere Belastung der Verschuldungskapazität auf Stadtwerke- und Stadtkonzernebene erfolgt.  Schuldscheindarlehen bieten ebenfalls eine Möglichkeit zur Erweiterung der Finanzierungsbasis. Als Alternative zum klassischen Bankkredit besteht hier die Möglichkeit der Einbindung von strategischen Partnern, bzw. von privatem Kapital. Häufig zeichnen auch Sparkassen die unkomplizierten Schuldscheindarlehen, weil sie dadurch überregional im Kreditersatzgeschäft aktiv werden können. Eine weitere Variante bietet die oft diskutierte Bürgerbeteiligung in Form einer Bürgeranleihe. Sie führt zu einer Erweiterung der Finanzierungsbasis und kann ebenfalls als Alternative zum klassischen Bankenkredit gesehen werden. Als Marketinginstrument könnte die Bürgerbeteiligung in Verbindung mit einer lokalen Platzierungsstrategie eingesetzt werden, um „Betroffene zu Beteiligten zu machen“. Die jeweilige Losgröße und die Kosten können weitere Entscheidungsparameter für dieses Instrument sein. Interessant scheint zweifelsohne die Variante Bankdarlehen auf Basis von Bürgereinlagen via Sparbrief oder -buch. Ähnlich der Bürgeranleihe bietet diese Variante eine lokale Verankerung und kann als unterstützende Marketingmaßnahme wirken. Allerdings gilt auch für Bürgeranleihen, dass die Zuführung von Fremdkapital zu keiner Entlastung der Verschuldungskapazität führt. Der goldene Mittelweg kann die Verlagerung der Fremdfinanzierung auf eine Projektgesellschaft sein. Hier ist der Weg zur Einbindung eines strategischen Partners bzw. von privatem Kapital politisch gangbarer. Der Charme dieser Variante: die Anteile am Kommunalversorger müssen nicht „verwässert“ werden. Und auf Ebene des Kommunalversorgers muss lediglich der EigenkapitalAnteil an der Projektgesellschaft finanziert werden. Im Ergebnis wird die Verschuldungskapazität auf Stadtwerke- und Stadtkonzernebene geringfügiger belastet. Vorhandene Spielräume stehen anderweitig zur Verfügung. Allerdings sollte sich das Projekt aus sich selbst rechnen.

Fazit

Die Zunahme der Verschuldung kommunaler Versorger hat zur Folge, dass Finanzierungen zukünftig individueller strukturiert werden müssen. Diese Entwicklung sollten Aufsichtsräte, Vorstände und Geschäftsführungen der kommunalen Unternehmen im Blick haben. Denn der mit der Energiewende einhergehende Finanzierungsbedarf für investive Projekte wird enorm ansteigen. Stärker in den Fokus gelangt die Frage Projekt- vs. Bilanzfinanzierung und eine zunehmende Kapitalmarktorientierung. Ideale Losgrößen sind jedoch noch zu definieren und Produkte für Stadtwerkekooperationen in die Überlegungen einzubeziehen. Banken werden bei den erwarteten Dimensionen die Energiewende allein nicht finanzieren können. Gefordert sind deshalb maßgeschneiderte Finanzierungen unter Einbindung weiterer Kapital- und Finanzierungsgeber. Eine Chance kann der Trend zur Rekommunalisierung sein, wenn von den Bürgern stabilisierendes Eigenkapital für die verschiedenen Themen der Energiewende zur Verfügung gestellt wird.