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13.12.2016 16:05 Alter: 8 yrs

Frankfurt setzt auf Fernwärme

Mainova unterstützt die anspruchsvollen Klimaschutzziele der Stadt und leistet einen entscheidenden Beitrag zur Nachhaltigkeit der Energieversorgung in der Mainmetropole. Der Ausbau der Fernwärme reduziert hierbei die klimaschädlichen CO2-Emissionen deutlich. Ein Beitrag von Dr. Constantin H. Alsheimer, Vorstandsvorsitzender der Mainova AG.


Foto: Mainova

Mit zuletzt 1.700 Millionen Kilowattstunden Wärme im Jahr versorgt Mainova rund 5.000 Wohn- und Büroeinheiten in der Mainmetropole. Das sind rund zehn Prozent der in Frankfurt benötigten Heizungsenergie, Tendenz steigend.

Mainova baut das 280 Kilometer umfassende Fernwärmenetz kontinuierlich aus. Bis 2017 investieren wir rund 130 Millionen Euro, um mit einer Verbindungsleitung quer durch die Stadt die bisher voneinander getrennten Wärmeinseln um die Kraftwerksstandorte zu verbinden.

Dafür sind zum Teil spektakuläre Baumaßnahmen notwendig. So wurden für die Trassenverlegung der Main und das Gleisvorfeld des Frankfurter Hauptbahnhofs unterquert. In bis zu 24 Metern Tiefe bohrten schwere Maschinen dafür jeweils 300 bzw. 235 Meter lange Tunnel durch die Erde. Darin verlaufen die beiden Fernwärmeleitungen für Vor- und Rücklauf.

Sie sind Teil des Wärmeverbunds, der die vier Heizkraftwerke in der Stadt zusammenschließt. Diese werden dadurch flexibler nutzbar. So gelangt beispielsweise die Wärme aus dem Müllheizkraftwerk (MHKW) im Norden künftig bis in die Innenstadt. Dies ist besonders umweltschonend, denn im MHKW wird zu 60 Prozent klimaneutrale Biomasse verbrannt.

Durch die Flexibilisierung der Heizkraftwerke spart Frankfurt künftig 100.000 Tonnen CO2 im Jahr. Damit unterstützt Mainova die anspruchsvollen Klimaschutzziele der Stadt und leistet einen entscheidenden Beitrag zur Nachhaltigkeit der Energieversorgung in der Mainmetropole.

Die Fernwärme entsteht in den Mainova- Kraftwerken mittels hocheffizienter Kraft- Wärme-Kopplung (KWK). Indem Wärme und Strom parallel erzeugt werden, kann bei der KWK der Energieträger zu mehr als 80 Prozent genutzt werden. Bei konventioneller Erzeugung hingegen sind es nur rund 40 Prozent.

Der Ausbau der Fernwärme reduziert die klimaschädlichen CO2-Emissionen deutlich. Denn Fernwärme weist mit 170 Gramm je Kilowattstunde (g/kWh) die geringsten CO2- Emissionen auf. Zum Vergleich: Erdgas liegt bei 202 g/kWh, Erdöl bei 266 g/kWh und Steinkohle bei 335 g/kWh.

Ein Wachstumsmotor für die Fernwärme ist unter anderem die zunehmende Zahl an Bürogebäuden in Frankfurt. Vor zwei Jahren wurde beispielsweise das neue Hochhaus der Europäischen Zentralbank (EZB) an die Versorgung angeschlossen. Auch die Deutsche Bundesbank bezieht seit kurzem Wärme von Mainova. Darüber hinaus werden in Frankfurt viele Neubaugebiete ans Fernwärmenetz angeschlossen.

Künftig versorgen wir den Frankfurter Hauptbahnhof. Die wichtigste Verkehrsdrehscheibe im deutschen Zugverkehr wird vollständig saniert und energetisch modernisiert. Mainova schließt den Bahnhof bis Ende 2016 ans Fernwärmenetz an. Energie aus dem nahe gelegenen Heizkraftwerk West in der Gutleutstraße ersetzt die alte ölbetriebene Heizung vor Ort. Dadurch reduziert sich der CO2-Ausstoß des Bahnhofs um rund 700 Tonnen im Jahr. Dies entspricht dem Stromverbrauch von 7.000 Kühlschränken. Für Heizung und Warmwasser verbrauchen die zahlreichen Geschäfte, Gastronomie und Büros im Gebäude jährlich knapp 8.000 Megawattstunden.

Für den Anschluss des Hauptbahnhofs wird eine 420 Meter lange Fernwärmetrasse durchs Frankfurter Bahnhofsviertel gelegt. Im Zuge dessen haben Anlieger entlang der neuen Trasse die Möglichkeit, zu günstigen Konditionen angeschlossen zu werden. Neben den verhältnismäßig geringen Betriebskosten spricht dafür der niedrige Primärenergiefaktor der Mainova-Fernwärme.

Mit einem Primärenergiefaktor von 0,37 bietet sich die Umstellung auch bei Sanierung an. Damit lassen sich die gesetzlichen Anforderungen ohne größere Investitionen in Gebäudedämmung oder regenerative Energieanlagen erfüllen. Die in den letzten Jahren stetig verschärften Fassungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) und des Erneuerbare- Energien-Wärmegesetzes (EEWärmeG) dienen dem Ziel, den Primärenergiebedarf von Gebäuden deutlich zu reduzieren und den Anteil erneuerbarer Energien bei der Wärmeund Kälteerzeugung zu vergrößern.

Eine Möglichkeit zur Einhaltung der Vorgaben von EnEV und EEWärmeG ist die Nutzung von Fernwärme in Verbindung mit einer verbesserten Wärmedämmung. Diese Alternative ist mit vergleichsweise geringem Investitionsaufwand verbunden und deshalb in den meisten Fällen die kostengünstigste Lösung.

Für Hausbesitzer ist Fernwärme nicht nur eine klimaschonende Lösung, sondern auch eine kostengünstige und komfortable Alternative zu Öl- und Erdgasheizungen. Nach dem bundesweiten Heizspiegel von 2015 liegen die Brennstoffkosten für die Frankfurter Fernwärme deutlich niedriger als für Erdgas oder Heizöl. Auch die Kapital- und Betriebskosten, denn die so versorgten Gebäude haben keinen eigenen Heizbrenner mehr. Es fallen lediglich Anschaffungskosten für die Fernwärme- Kompaktstation an. Investitions- und Wartungskosten für die eigene Heizungsanlage entfallen. Das spart nicht nur Geld, sondern auch Platz.

Im Sommer wird Fernwärme zunehmend auch zur Kälteerzeugung für die Klimaanlagen der vielen Hochhäuser genutzt. In der Innenstadt von Frankfurt haben viele große Gebäude eigene Absorptionskältemaschinen. Etwa 90 Prozent der Hochhäuser in der Frankfurter Innenstadt werden so gekühlt.

Des Weiteren bietet Fernwärme die Option, als Speichermedium mittel- und langfristig verstärkt erneuerbare Energien zu integrieren. Mainova erprobt dies im Heizkraftwerk Niederrad. Dort ist seit März 2015 eine sogenannte Power-to-Heat(P2H)-Anlage in Betrieb. Der acht Megawatt starke Durchlauferhitzer hat im ersten Betriebsjahr rund drei Millionen Kilowattstunden Wärme produziert. Dies entspricht dem Jahresverbrauch von rund 150 Einfamilienhäusern. Der Wirkungsgrad beträgt rund 99 Prozent.

Die 1,2 Millionen Euro teure Anlage läuft nicht im Dauerbetrieb. Sie kommt nur zum Einsatz, wenn ein Überangebot an Wind- und Sonnenenergie besteht. In diesem Fall springt die P2H-Anlage flexibel ein. Mittels 372 Heizstäben wird dann Wasser auf bis zu 130 Grad Celsius erwärmt. Dieses gelangt über Fernwärmeleitungen zum Frankfurter Flughafen.

Für den wirtschaftlichen Einsatz der P2HTechnologie ist es entscheidend, dass Strom als preiswerter primärer Energieträger zur Verfügung steht. Dies ist der Fall, wenn der Strompreis unter dem Gaspreis liegt. In diesem Fall wird im Heizkraftwerk Niederrad die P2H-Anlage mit der Gasturbine gekoppelt. Dafür wandelt Mainova den eigenerzeugten Strom im Elektroheizkessel in Wärme um und minimiert so den Gasbedarf.

Insgesamt ist das Wachstum im Wärmemarkt begrenzt, da Neubauten heute besser gedämmt sind. In Frankfurt steigt der Wärmeabsatz dennoch, da wir durch Verdichtung neue, auch große Kunden hinzugewinnen. Für das Bestandsnetz ist Fernwärme damit auf jeden Fall weiterhin eine gute Option.

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