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Forum für Zukunftsenergien im Dialog
Das Forum für Zukunftsenergien ist die einzige branchenneutrale und parteipolitisch unabhängige Institution der Energiewirtschaft im vorparlamentarischen Raum in Deutschland. Ziel ist die Förderung einer sicheren, preisgünstigen, ressourcen- und umweltschonenden Energieversorgung. Mitglieder des Forums sind Entscheider aus der Industrie, der Energiewirtschaft, Verbänden, Forschungs- und Dienstleistungseinrichtungen sowie Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung.
Dr. Annette Nietfeld, Geschäftsführerin des Forum für Zukunftsenergien im Gespräch mit einem Rückblick auf das Jahr 2017.
Foto: Die Hoffotografen
Frau Dr. Nietfeld, das Forum bearbeitet in Fachveranstaltungen einen umfassenden Themenbereich. Welche Schwerpunkte standen für das Jahr 2017?
Die Aufgabe des Forums für Zukunftsenergien ist es, für seine Mitglieder den energiepolitischen Dialog mit der Politik zu organisieren. Wir tun dies im Rahmen verschiedener Formate sowohl in Berlin als auch in Brüssel. Bei der Konzeption der Formate haben wir uns von dem Anspruch leiten lassen, allen Mitgliedern ein interessantes, breit gefächertes Angebot zu machen.
Deshalb gibt es ein Format für die Stromthemen, eines für die Verkehrsthemen, eines für energierechtliche Fragen und eines für die Themen, die aus Brüssel kommen. Der fachliche Diskurs der verschiedenen Stakeholder zu einem aktuellen Thema steht hierbei immer am Beginn. Die Diskussion mit den Vertretern der im Bundestag vertretenen Fraktionen schließt sich daran an. Der diesjährige Themenschwerpunkt war das Thema Sektorenkopplung.
Greifen wir die Sektorenkopplung auf, wie spezifisch wurde dieses Thema bearbeitet?
Dieses Thema wurde insofern schwerpunktmäßig bearbeitet, indem sich dazu unsere Kuratoren in ihrer jährlich erscheinenden Schriftenreihe geäußert haben und darüber hinaus in jedem Format unter einem spezifischen Blickwinkel betrachtet wurde. Den Auftakt dazu bildete eine gemeinsam mit einem unserer Mitglieder durchgeführte Onlinebefragung von Unternehmen der Energiewirtschaft. Die Ergebnisse dieser Befragung wurden im Arbeitskreis Zukunftsenergien präsentiert und mit den verschiedenen Stakeholdern diskutiert.
Anschließend folgte dazu eine Debatte mit Bundestagsabgeordneten. Hierbei wurden u.a. folgende Fragen erörtert: Wieviel ist uns die Versorgungssicherheit wert? Was bedeutet die Sektorenkopplung für die verschiedenen Wertschöpfungsketten unserer Volkswirtschaft? Und was bedeutet eine solche Umstellung für unser gesamtes Energieversorgungssystem genau? Reicht unsere Vorstellungskraft aus, ein solch neues System zu entwerfen und wird die Politik die Kraft haben, es zu steuern und zu realisieren? Können wir schon heute abschätzen, dass wir auf die richtigen Techniken setzen und ist diese Allokation der wirtschaftlichen Mittel angesichts aller anderen gesellschaftlichen Herausforderungen richtig? Wir stellten ferner die Frage, inwieweit mittels einer Elektrifizierung der Verbrauchsektoren Gebäude, Verkehr und Industrie die CO2- Minderungsziele des „Klimaschutzplanes 2050“ erreicht werden können.
Im Vorwahlkampf haben Sie Spitzenvertreter der zur Wahl stehenden Parteien eingeladen und sie gebeten, Energiendas jeweilige Wahlprogramm bezüglich der Energie- und Klimapolitik vorzustellen. Parallel zu den Sondierungsgesprächen haben Sie dann im Herbst d. J. einige der im Forum vertretenen Verbände gebeten, ihre Erwartungen an die Energie- und Klimaschutzpolitik der neuen Bundesregierung vorzutragen...
Im Zuge der Sondierungsgespräche nach der Bundestagswahl 2017 haben wir als Forum für Zukunftsenergien eine Reihe von Gesprächen mit Verbänden durchgeführt, um deren Erwartungen und Forderungen an die Energie- und Klimapolitik einer neuen Bundesregierung zu diskutieren. Eröffnet hat diese Reihe im Oktober der Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft e. V. (VIK). Der VIK plädierte für technologieoffene steuerliche Forschungsförderung sowie Zeit für Innovationen und Experimente.
Seine Forderungen an eine neue Bundesregierung stellte auch der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V. vor. Der Verband steht für die Möglichkeit von Quartierlösungen im Mieterstromgesetz und flexiblere Fördermöglichkeiten für die energetische Sanierung. Für eine erfolgreiche Energie- und Klimapolitik sei zudem eine Kombination aus Freiwilligkeit, Wirtschaftlichkeit, Technologieoffenheit und Sozialverträglichkeit entscheidend. Nur unter Berücksichtigung dieser Elemente könne die notwendige Akzeptanz für wichtige Vorhaben erzeugt werden.
Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. (VDMA) sprach sich u. a. für ein breiteres Energieforschungsprogramm, für den Diskurswandel von der Stromwende hin zu einer Energiewende sowie einer Anpassung des Ausbaus der erneuerbaren Energien an den Bedarf durch Sektorenkopplung aus. Die Energiewende wird von den Mitgliedern des VDMA überwiegend positiv gesehen, bei den Kosten gebe es aber noch erhebliche Kritik. So wird gefordert, dass die neue Legislaturperiode durch ein besseres' Management der Kosten und Finanzierung der Energiewende geprägt werden müsse.
Als vierter Verband formulierte der MWV Mineralölwirtschaftsverband e. V. innerhalb der Verbändereihe im November 2017 seine Erwartungen und Forderungen an eine neue Bundesregierung. Der MWV betont, dass die bezahlbare emissionsarme Mobilität nur mit E-Fuels machbar sei, im Wärmemarkt die ungenutzten Potenziale der Modernisierung stärker genutzt werden müssten und hocheffiziente Raffinerien energie- und industriepolitisch unverzichtbar seien.
Klimaschutz und effiziente Verbrennungsmotoren würden sich nicht ausschließen. Durch hybride Systeme und E-Fuels könne bezahlbare Mobilität auch in Zukunft gesichert werden Ideen zur Umwälzung der EEGUmlage auf Autofahrer und Heizölkunden wurde mit Blick auf 40 Milliarden € Mineralölsteuer pro Jahr eine klare Absage erteilt. Denn individuelle Mobilität müsse für alle auch zukünftig bezahlbar bleiben.
Ende November waren die Energieintensiven Industrien in Deutschland (EID) im Rahmen der Verbändereihe 2017 unser Gesprächspartner. Seitens der Industrie wurde darauf verwiesen, dass die Finanzierung von künftig neu zu bauenden erneuerbaren Energienanlagen über den Bundeshaushalt erfolgen müsse. Die Kosten für die energieintensive Industrie und weiterer Wirtschaftszweige in Deutschland dürfen nicht weiter ansteigen. Außerdem müsse sich eine neue Bundesregierung für Planungs- und Versorgungssicherheit, sowie für den Erhalt der Entlastungsregelungen einsetzen.
Die energieintensiven Industrien bilden den industriellen Kern der deutschen Volkswirtschaft und schulterten bereits den Energieund Treibhausrucksack für viele nachfolgende Produktionsstufen. Dennoch können sie durchaus Erfolge bei der Reduktion des CO2- Ausstoßes vorweisen. Immerhin sind die C02- Emissionen von 1990 bis 2014 um 32 Prozent zurückgegangen, bei einer gleichzeitigen Steigerung der Produktion um 46 Prozent.
Der letzte Verband in der Verbändereihe 2017 des Forums war der Bundesverband Erneuerbare Energie e. V., der für die Branche z. B. in Fragen der Mobilität einen technologieoffenen Ansatz vertritt. Er spricht sich eher für emissionsfreie- bzw. neutrale Brennstoffe aus, ohne eine bestimmte Technologie zu fordern. Ansonsten plädierte der BEE e. V. für eine CO2- Bepreisung im Strom- und Wärmesektor und schlug ein Vollaststundenmodell für Kohlekraftwerke zur Erreichung der Klimaziele vor.
www.zukunftsenergien.de