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< Offshore-Windindustrie Deutschlands gerät in schwere See
09.09.2016 16:18 Alter: 8 yrs

Fit für die Zukunft

Mit dem EEG 2017 wird versucht, aus den Puzzleteilen erneuerbare Energien, Strommarkt, Energieeffizienz, Netze und Digitalisierung einen konsistenten Gesamtrahmen zur Fortführung der Energiewende zu schaffen. Ziel ist ein Strommarkt 2.0, der fit ist für wachsende Anteile erneuerbarer Energien.


Die Stadtwerke-Kooperation Trianel hat sich in den vergangenen Jahren auf die Anforderungen eines zunehmend regenerativen und damit volatileren Energiesystems eingestellt. Zu diesen Anforderungen aus Sicht der Stadtwerkelandschaft sprachen wir mit Sven Becker, Sprecher der Geschäftsführung der Trianel GmbH.

Herr Becker, mit der Inbetriebnahme des Trianel Windpark Borkum und einer Vielzahl weiterer Onshore-Windparks in ganz Deutschland macht Trianel von sich reden. Ist Windkraft das künftige Geschäftsmodell?

Mit den erneuerbaren Energien beschäftigen wir uns bereits seit 2007. Bereits seit Veröffentlichung des vierten Sachstandsbericht des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) der Vereinten Nationen verfolgt Trianel eine aktive Erneuerbaren-Strategie. Sie erstreckt sich nicht nur auf Investitionen, sondern auch auf die Integration der Erneuerbaren. In unserem Kerngeschäft Handel haben wir konsequent die Direktvermarktung von Erneuerbaren vorangetrieben und gehören heute mit der GESY (Green Energy Systems GmbH) zu den Top-Direktvermarktern in Deutschland.

In der Projektentwicklung haben wir uns im Sinne der Trianel-Idee zunächst auf Großprojekte wie den Trianel Windpark Borkum konzentriert, da wir auch beim Ausbau der Erneuerbaren unsere Stärke als Kooperation und bei der Bündelung von Interessen gesehen haben. Mit der Inbetriebnahme des ersten kommunalen Offshore-Windparks im vergangenen Jahr wurde so gemeinsam mit den beteiligten Stadtwerken Pionierarbeit geleistet und ein Meilenstein der Entwicklung kommunaler Erneuerbaren-Projekte gesetzt. Wir sind optimistisch, im nächsten Jahr gemeinsam mit unserem Joint Venture Partner EWE den Investitionsbeschluss für die zweite Ausbaustufe mit weiteren 200 MW treffen zu können.

2011 sind wir verstärkt in das Onshore- Geschäft eingestiegen. Eines der ersten Projekte war der Trianel Windpark in Eisleben mit 26,8 MW, der den Grundstein für die kommunale Gemeinschaftsgesellschaft Trianel Onshore Windkraftwerke GmbH & Co. KG (TOW) legte. TOW ist unsere erste Projektgesellschaft für die Entwicklung erneuerbarer Energien an Land, an der sich 16 Stadtwerke beteiligt haben. Der große Erfolg dieser Gesellschaft, mit der wir in kurzer Zeit unsere Ausbauziele von über 100 MW erreichten, führte zur Gründung der Trianel Erneuerbare Energien (TEE), an der sich 40 Stadtwerke beteiligt haben. Mit diesen beiden Projektgesellschaften werden wir bis 2020 ca. 400 MW Onshore-Windparks und PV-Freiflächenanlagen aufbauen. Wir sind hier auf einem guten Weg. Auch unser Erfolg bei der ersten PV-Auktion im letzten Jahr zeigt uns, dass wir beim kommunalen Ausbau der erneuerbaren Energien gut im Rennen sind.

Ist das Thema Kohle damit für Sie erledigt?

Wenn wir die Klimaschutzziele, die Erklärung des G7-Gipfels von Schloss Elmau und das Pariser Abkommen ernst nehmen, müssen wir uns schon heute mit den notwendigen Maßnahmen zur Dekarbonisierung der Stromerzeugung auseinandersetzen, d.h. zukünftige Investitionen in Kohle kann ich mir aus verschiedenen Gründen nicht mehr vorstellen. Bei der Dekarbonisierung sollte eine Lösung im Konsens mit gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Interessen erfolgen. Ziel muss ein geordneter und volkswirtschaftlich verkraftbarer Ausstieg aus der fossilen Erzeugung sein. Mittelfristig werden gerade die modernen konventionellen Kraftwerke mit geringer CO2-Fracht weiterhin eine wichtige Rolle im Energiemix einnehmen, denn sie bleiben auch in Zukunft der Garant für Versorgungssicherheit.

Im Sinne des Klimaschutzes wäre es sinnvoll, die Versorgungssicherheit mit den modernsten und effizientesten Anlagen aufrecht zu erhalten und alte Anlagen durch effizientere zu ersetzen. Dies ist auch in anderen Branchen üblich. Hier kommt auch durch die stetige Modernisierung des Kapitalstocks die jüngste und effiziente Technologie zum Einsatz. Im derzeitigen Marktdesign stehen aber gerade junge und hocheffiziente Anlagen wirtschaftlich unter Druck und es gibt kaum wirtschaftliche Anreize in die Modernisierung des Kraftwerksparks zu investieren. Einer der Gründe ist das Versagen des CO2- Emissionshandels. Dem Verbrauch von Umwelt bzw. dem Ausstoß von CO2 einen Preis zu geben und damit den Klimaschutz als wirtschaftliches Gut zu behandeln, ist ein innovativer und vor allem volkswirtschaftlich kohärenter Ansatz. Die Bepreisung von CO2 ist darum auch ein sinnvoller Weg zu einer geordneten Dekarbonisierung. Solange aber die durch den Aufbau der Erneuerbaren gewonnenen Einsparungen nicht im derzeitigen Cap-System verankert werden, gibt der CO2- Preis keine Signale, in effizientere Anlagen zu investieren.

Wie bewerten Sie die Entwicklung hin zu stärkerer Dezentralität?

Dezentralität und eine volatile Einspeisung werden das Energiesystem der Zukunft bestimmen. Darauf müssen wir uns über alle Wertschöpfungsstufen von der Projektentwicklung, über Handel und Beschaffung bis hin zu Einbindung der privaten Verbräuche und Prosumer einstellen. Diese Entwicklung fordert neue Lösungen und eine zunehmende Flexibilität. Nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich. Die Regeln von gestern gelten nicht mehr. Wir müssen heute viel schneller auf die Entwicklungen des Marktes reagieren. Trianel stellt sich auf diese neue Entwicklungen ein, indem wir unsere Handels- und Beschaffungsstrategien flexibler gestalten und unseren Kunden mit einer neuen Beratungskompetenz entgegenkommen. Die Volatilität der Märkte erfordert neue und erweiterte Kompetenzen im Kurzfristhandel und in der Bewirtschaftung von Flexibilitäten aber natürlich auch in der Risikosteuerung.

Nicht zuletzt zieht die Dezentralisierung auch das Thema Digitalisierung nach sich bzw. wird von diesem technologischen Megatrend begünstigt, um das deutlich komplexere System auch in Zukunft effizient steuern und verwalten zu können.

Wie reagiert Trianel auf die Digitalisierung der Energiewirtschaft?

Trianel hat bereits mit der Beschaffungsplattform T-DESK, sowie der Vertriebsplattform T-PED und der Smart Metering Plattform Lösungen entwickelt, um Prozesse effizienter abwickeln zu können. Damit entsprechen wir auch unserem Gründungsanliegen. Denn die Interessen von Stadtwerken und kommunalen Energieversorgern bündeln, deren Unabhängigkeit und Wettbewerbsfähigkeit im Energiemarkt zu stärken, wird in Zukunft auch eine Frage von digitaler Kompetenz sein. Gerade für digitale Prozesse gilt das Prinzip der Wertschöpfung aus Synergien. Darum ist das Digitalisierungsthema für uns auch ein Kooperationsthema.

Über die beiden digitalen Plattformen T-DESK und T-PED stellt Trianel Stadtwerken bereits zwei webbasierte Systeme zur Abwicklung ihres Tagesgeschäfts zur Verfügung. T-PED wird bereits von 50 Stadtwerken in Deutschland eingesetzt, um den Markt für Solar- Dächer, Heimspeicher oder auch Ladesäulen- Contracting zu besetzen.

Mit dem T-DESK revolutioniert Trianel das Beschaffungs-Portfoliomanagement, indem die Prozesse zwischen Handel und Beschaffung digitalisiert werden. T-DESK automatisiert die Geschäftsprozesse mit Stadtwerken und ermöglicht ein Echtzeit-Monitoring der jeweiligen Portfolios. Und mit der Smart Metering Plattform sind wir hervorragend auf den Rollout für Smart Metering vorbereitet.