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29.04.2015 09:58 Alter: 10 yrs

Fernwärme spart Primärenergie

Laut Aussage des Verbandes der Kommunalen Unternehmen (VKU) werden bereits drei Viertel der Stromproduktion in den Stadtwerken durch hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplungs- Anlagen (KWK) erzeugt. Bis zu 38 Prozent Einsparungen im Primärenergieverbrauch lassen sich beispielsweise auch bei der Fernwärme mit dem Einsatz von KWK einsparen. Dies unterstreicht den deutlichen Beitrag für ein positives Klima und zur CO2-Vermeidung. Der Ausbau von Fernwärmenetzen und die Kapazitätssteigerung von KWK-Anlagen trägt also signifikant zum Klimaschutz bei.   Elmar Burgard, Geschäftsführer der Stadtwerke Gotha GmbH belegt diese Botschaft in seinem Gastbeitrag am Beispiel des Freistaates Thüringen.


Fotos: Stadtwerke Gotha GmbH; Muelli24/wikipedia

Mit der „Initiative Energetischer Stadtumbau 2025“ (IES 2025) der Thüringer Landesregierung - auch „Fitnessprogramm zur energieeffizienten Stadt“ genannt - der sich zahlreiche kommunale Spitzenverbände, Immobilienverbände, Wohnungsunternehmen, Stadtwerke und Kommunen angeschlossen haben, soll der Klimaschutz und die Reduzierung des Ressourcenverbrauchs in Thüringens Städten vorangetrieben werden. Ziel ist es, Thüringens Pro-Kopf-Verbrauch von Endenergie bis 2025 jährlich um ein Prozent zu senken. Außerdem sollen die Energieeffizienzsteigerungen sozial abgefedert umgesetzt, Einsparpotenziale ausgeschöpft und Konzepte zum energetischen Stadtumbau entwickelt werden.

Fernwärme wird ausgebaut

Im Kern geht es beim IES 2025 um den Ausbau der Fernwärme und der erneuerbaren Energien in Kombination mit der energetischen Sanierung von Wohngebäuden. Außerdem verpflichten sich die Teilnehmer an der Initiative in separaten Selbstverpflichtungserklärungen zu konkreten Energieeffizienzsteigerungen.

Das Thüringer Landesministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr koordiniert die Initiative und bündelt dazu die Fördermittelvergabe aus EU-, Bundes- und Landesmitteln.

Auch die Stadt Gotha ist dieser Initiative im März 2014 beigetreten und kann sich als eher kleinere Stadt definitiv als ein Vorreiter in Thüringen verstehen. Neben den drei großen Stadtwerken in Thüringen sind wir das einzige kleinere Stadtwerk in dieser Initiative und glücklicherweise ziehen in Gotha auch Stadtverwaltung und Stadtrat sowie die lokalen Wohnungsunternehmen mit.

Aufwertung von Wohnquartieren

Der Stadt Gotha spielt die Landesinitiative wunderbar in die Hände, denn die Residenzstadt überarbeitet gerade ihr Integriertes Stadtentwicklungskonzept (ISEK) des Jahres 2002. Im neuen ISEK ist das Thema Energie ein Schwerpunkt. Jedes Stadtquartier wurde genauestens untersucht und für die Ausweitung des Fernwärmenetzes so manches Potenzial gefunden. Ins Blickfeld geraten ist dabei das Stadtgebiet nördlich des Bahnhofes von Gotha. Die Planungen sind hier schon sehr konkret.

Wenn die Fördermittel ausreichend fließen werden wir das sogenannte Bahnhofsviertel mit einem Fernwärmenetz ausstatten. Derzeit leben dort 1.200 Gothaer, Tendenz steigend. Das Quartier besteht aus historischen Verwaltungsbauten, Gründerzeit-Altbauten, Wohnblöcken der Nachkriegszeit sowie fünf Gebieten, in denen neue Bauprojekte anstehen. Dieses Stadtviertel hat definitiv Potenzial und eine energieeffiziente Strom- und Wärmeversorgung wird es auf jeden Fall noch weiter aufwerten.

Zur Zeit sind drei Projekt-Varianten im Gespräch. Einmal der Anschluss des Gebietes an das Fernwärmenetz der nord-westlich gelegenen Altstadt, welches vom KWK-Kraftwerk Gotha-West versorgt wird. Zum zweiten eine Insellösung (Nahwärmenetz) mit einem Blockheizkraftwerk auf Erdgasbasis im Viertel selbst, sowie drittens der Anschluss des Gebietes an das nahe Fernwärmenetz des Heizkraftwerkes (HKW) Siebleben, wobei der Kraftwerksstandort Siebleben dabei mit einer Biomasse- und Holzhackschnitzel-Nutzung erweitert werden kann. Auch über Oberflächengeothermie an diesem Standort oder Nutzung von Solarthermie wird nachgedacht.

Gegenwärtig befinden wir uns in den Vorplanungen, wobei sich die Variante Drei heraushebt. Zumal uns dann auch das Gebiet zwischen dem HKW Siebleben und dem Bahnhofsviertel als späteres Erweiterungsgebiet sozusagen in den Schoß fällt.

Derzeit versorgen die Stadtwerke Gotha gut 9.700 Haushalte über ihr 42,5 Kilometer langes Fernwärmenetz mit Wärme. Im abgelaufenen Geschäftsjahr waren es insgesamt 73,9 Gigawattstunden an Wärmeleistung. Wird das Bahnhofsviertel an die Fernwärme angeschlossen, kämen gut 600 Haushalte hinzu.

 

Landesregierung ist gefordert

Noch im Juni soll das Projekt dem Stadtrat vorgestellt werden, Ende Juni soll die Stadt Gotha im Thüringer Bauministerium den Kurzantrag zum Bahnhofsviertelprojekt einreichen. Parallel dazu wird die Stadtverwaltung die Einstufung des Viertels als Fernwärmevorranggebiet vorbereiten.

Wird der Kurzantrag bewilligt, werden die Stadtwerke das detaillierte Umsetzungskonzept einreichen und bei Bewilligung der Fördermittel bereits im nächsten Jahr mit den Bauplanungen beginnen können. Baubeginn wäre im Jahr 2017 und zwei Jahre später das Fernwärmenetz im Gothaer Bahnhofsviertel einsatzbereit.

Die Chancen für das Projekt stehen sehr gut denn auch die Wohnungsbaugenossenschaft (WBG), Eigentümer von vierzehn Wohnblöcken im Quartier, befürwortet das Vorhaben. Grund hierfür: in spätestens drei Jahren steht die Renovierung aller Heizungen in diesen Wohnblöcken an. Auch das Land Thüringen, nicht nur Fördermittelgeber, sondern im Bahnhofsviertel auch selbst mit ihrer großen Verwaltungsfachhochschule vor Ort vertreten, hofft, dass das Quartier an die Fernwärme angeschlossen wird.

Insgesamt werden die Stadtwerke für das Fernwärmenetz im Gothaer Bahnhofsquartier einige Millionen Euro zur Verbesserung der Infrastruktur in die Hand nehmen. 30 Prozent davon, so hoffen wir, werden aus Fördertöpfen über die Initiative Energetischer Stadtumbau 2025 kommen. Jetzt muss die Landesregierung den hehren Worten auch Taten folgen lassen, schließlich geht es es um Energieeffizienz und damit um konkreten Klimaschutz.

 

Gotha plant weiter

Nicht nur das Bahnhofsviertel haben die Stadtwerke Gotha im Visier, auch die sogenannte Weststadt von Gotha soll ein Fernwärmenetz erhalten. Das Gründerzeit-Villenviertel bietet sich vor allem deshalb für die Fernwärme an, da die Wärmedämmung der denkmalgeschützten Gebäude schwierig ist. Auch die lange vernachlässigte Oststadt möchten die Stadtväter mit Fernwärmeleitungen durchziehen. Beide Viertel werden wir eingehend untersuchen und bei einem sich daraus zu entwickelnden wirtschaftlich tragbarem Konzept dafür ebenfalls Fördermittel beantragen.

Im Projektgebiet Bahnhofsviertel werden im Vergleich zum derzeitigen Gasverbrauch über das vorhandene Gasnetz nach dem Anschluss an die Fernwärme gut 36 Prozent Primärenergie eingespart. Hier wird Ressourcenschonung und Energieeffizienz greifbar.

Das Projekt ist unser Beitrag zu den CO2-Minderungszielen Deutschlands und einer Verbesserung der Lebensqualität in der Stadt. Gotha geht hier mit gutem Beispiel voran.

www.stadtwerke-gotha.de