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Energiepartner Wohnungswirtschaft
Die Gewobag steht als bedeutende Berliner Wohnungsbaugesellschaft für „Die ganze Vielfalt Berlins“. Mit rund 60.000 Wohnungen gehört sie zu den größten Immobilienunternehmen bundesweit. Ihre Energietochter, die Gewobag ED Energie- und Dienstleistungsgesellschaft stellt sich den Herausforderungen der Energiewende und der Digitalisierung für die Wohnungswirtschaft.
Karsten Mitzinger, Geschäftsführer der Gewobag ED im Gespräch über die zukunftsorientierten Herausforderungen urbaner Gestaltung.
Herr Mitzinger, wie ordnet sich die Gewobag in die Gruppe der Berliner Wohnungsgesellschaften ein?
Schwerpunkte der Konzernstrategie sind unter anderem: Soziale Verantwortung und nachhaltige Quartiersentwicklung als Beitrag zur sozialen Stabilität in der Stadt Berlin. Darüber hinaus aber vor allem die Schaffung von neuem und bezahlbarem Wohnraum. Geplant ist in den kommenden 10 Jahren ein Wachstum auf 72.600 Wohnungen. Dies soll durch Neubau von 10.200 und Ankauf von 4.400 Wohnungen realisiert werden.
Übergeordnet steht hierbei die Orientierung auf Klimaschutz und das Zukunftsthema Smart City, bei weiterer Erhöhung der Wohnund Lebensqualität. Wir wollen uns noch stärker als innovatives Unternehmen platzieren und das Land Berlin bei Umsetzung der Energiewende unterstützen.
Welche Aufgaben obliegen hierbei der Energie-und Dienstleistungsgesellschaft?
Im Rahmen der Smart City Strategie entwickeln wir innovative Konzepte für unsere Quartiere und schließlich auch für eine grüne und effiziente Stadt. Kernpunkte dieser Strategie sind:
• Smart Energy mit unserer eigenen Strommarke Quartier-Strom (BHKWs, Photovoltaik, Windrail)
• Digitalisierung (Smart Building, Smart Home / Smart Metering, etc.)
• Smart Transportation & Traffic (E-Mobilität).
Der Smart Energy Ansatz findet sich im Portfoliocontracting-Modell der Gewobag ED wieder. Ein Beispiel sind die seit 2015 laufenden BHKW-Projekte. Aktuell sind bereits 11 BHKW in Betrieb - neun weitere BHKW sind ausgeschrieben. Derzeit können bereits rund 4.400 Wohnungen durch BHKWAnlagen mit Quartier-Strom versorgt werden.
Die Gewobag bietet auch Quartier-Strom „made in Berlin“ an?
Zu unserer strategischen Entwicklung gehört eine eigene Strommarke. Die patentrechtliche Eintragung der Wort- und Bildmarke erfolgte bereits im Frühjahr 2014. Die vertriebsunterstützenden Maßnahmen werden durch unsere Schwestergesellschaft Gewobag Mieterberatungsgesellschaft mbH umgesetzt, so dass die Mieter direkt angesprochen werden können. Ein gutes Beispiel dafür ist auch unser Windrail- Projekt in Berlin-Spandau. Diese weltweit erstmalig eingesetzte Technologie produziert Ökostrom aus Sonnen– und Windenergie in einer Anlage. Das Pilotprojekt wurde gemeinsam mit den Berliner Stadtwerken und der Schweizer Firma Anerdgy umgesetzt.
Gewobag will Quartiere der Zukunft entwickeln, wo sehen Sie aus Sicht der Wohnungswirtschaft die Schwerpunkte?
Im Zuge der Digitalisierung sehe ich Chancen in der ganzheitlichen Steuerung des Geschäftsfelds Energie und der Entstehung neuer Serviceangebote, insbesondere auch für die Wohnungswirtschaft. Es wird eine Art Zusammenwachsen der traditionellen Aufteilung von Wärme- und Energieversorgung der Mieter und der Wohnungswirtschaft als Vermieter geben. Eine Vielzahl neuer Kooperations-/ Geschäftsmodelle zwischen Akteuren der Wohnungswirtschaft, Mietern, Energiewirtschaft und Dienstleistern wird entstehen.
Aktuell entwickeln Sie ein Pilotprojekt mit einem innovativen Energiekonzept und Smart City Ansatz. Können Sie uns einige strategische Linien nennen?
Im Rahmen des Pilotprojektes werden, neben der Modernisierung und Erweiterung des Bestandes durch Aufstockung, zahlreiche innovative Energielösungen und neue Technologien umgesetzt. So wird am Standort ein intelligentes, ganzheitliches quartierbezogenes Energiekonzept realisiert. Der besonders effizient erzeugte Strom wird den Mietern dann als Quartier-Strom zur Verfügung gestellt. Beispiel für eine solche innovative Energielösung ist das Windrail-Modell. Hier wird der Ansatz verfolgt, an bestehenden Gebäuden eine lokale erneuerbare Stromerzeugung zu generieren. Dieses Modell bietet sich insbesondere in Großstädten wie Berlin mit einer hohen Bebauungsdichte an.
Multimodale Mobilität ist ein Stichwort, wie steht es um das E-Mobilitätskonzept der Gewobag?
Damit Elektromobilität auch für unsere Mieter immer mehr in den Alltag integriert werden kann, sorgt die Gewobag für die Einrichtung von Ladestationen in ihren Wohngebieten. Um deren Ausbau weiter zu unterstützen, hat sich die Gewobag strategische Partner wie DriveNow und Allego GmbH, eine Tochter des Energienetzbetreibers Alliander, gesucht. Allego entwickelt und betreibt maßgeschneiderte Ladelösungen und Ladeinfrastruktur. Für ihr Engagement wurde die Gewobag als „Ort der Elektromobilität“ im Land Berlin ausgezeichnet.
Welche Verbindung sehen Sie zwischen der Wohnungswirtschaft und der Energiewirtschaft?
Die Wohnungswirtschaft bildet aus meiner Sicht eine interessante Basis für die Einführung und Umsetzung von Digitalisierungsstrategien (z. B. Smart Services-Lösungen). Mit 8,3 Mio. Wohnungen gewerblich und 15 Mio. privat vermieteten Immobilien kann die Wohnungswirtschaft eine große Rolle im Bereich Smart Meter / Smart Home spielen.
In diesem Rahmen können gemeinsam vielfältige Produkte und Dienstleistungen angeboten werden. Notwendig ist hierbei die Abwägung zwischen modularen Lösungen und Komplettlösungen.
Abschließend die Frage, welche Erwartungen hat die Wohnungswirtschaft an potenzielle Kooperationspartner aus der Energiewirtschaft?
Wir wünschen uns von der Energiewirtschaft maßgeschneiderte Lösungen, die künftigen Anforderungen an Städtebau, Wohnen und Energieeffizienz gerecht werden. Hierfür sollten wir gemeinsam neue Rollen und Geschäftsmodelle entwickeln und mit kompetenten Partnern aus den unterschiedlichsten Branchen umsetzen. Wir als Gewobag sind offen für solche Kooperationen.
Windrail- Projekt in Berlin-Spandau. Vier Solarpaneele und ein Windkanal mit jeweils zwei Windturbinen bilden den Kern des Systems. Erzeugt werden rd. 95 000 KWh Ökostrom. Wind-Rail ist ein modulares gebäudebasiertes Energieerzeugungssystem, um das regenerative Energiepotenzial zu maximieren. Genutzt werden die durch Luftströmungen am Gebäude erzeugten Druckunterschiede, die entlang der Fassade zum Dach entstehen.