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08.05.2013 17:50 Alter: 12 yrs
Kategorie: Wirtschaftsfaktor Energie

Energie-Infrastrukturen

Offshore an der Küste Deutschlands, Sonnenenergie vom eigenen Hausdach – in kaum einem anderen Energiebereich wird derzeit soviel investiert wie in Erneuerbare Energien. Allein in 2009, entfielen 60 Prozent der neuen, zusätzlichen Stromerzeugung in Europa auf Erneuerbare Energien. Wenn wir unsere Energie- und Klimaziele erreichen und darüber hinaus unsere Technologieführerschaft behalten wollen, dann müssen wir massiv investieren. Denn nach dem unabhängigen Index für Erneuerbare Energie sind schon andere ganz vorn dabei: Nicht Europa ist derzeit der beste Investitionsstandort für die Erneuerbaren, sondern China und die USA. Ein Gastbeitrag von Günther Oettinger, Mitglied der Europäischen Kommission und EU-Kommissar für Energie exklusiv für THEMEN:magazin


Foto: Philippe Sautier, © European Union 2010

Investitionen in Windparks, Wasserkraft oder Sonnenenergie allein werden aber nicht genügen: Der Strom, der durch Windenergie in der Nordsee oder durch Sonnenenergie in Spanien erzeugt wird, muss auch den Weg zum Verbraucher finden. Wir brauchen neue Stromverbindungen, zwischen dem Süden und dem Norden, dem Osten und dem Westen. Denn wirtschaftlich ist es allemal interessanter, im sonnigen Spanien, das doppelt so viele Sonnenstunden hat wie Deutschland, Sonnenergie zu erzeugen und Windenergie in der Nordsee als anderswo – und den Strom über die Leitungen dorthin zu bringen, wo auch am meisten verbraucht wird, etwa in die Ballungszentren und Großstädte wie London, Paris oder Hamburg.

Nur wenn wir diese geographischen Vorteile optimal nutzen und in der Produktion eine gewisse Größe erreichen, können wir die Kosten deutlich reduzieren. Darüber hinaus benötigen wir Speicherkapazitäten sowie intelligente Stromzähler, die Angebot und Nachfrage so optimieren lassen, dass der Verbraucher dabei spart, etwa durch günstigen Nachtstrom. Aber auch bei den Gasleitungen ist der Investitionsbedarf enorm, vor allem um die Sicherheit der Gasversorgung zu gewährleisten. Wir brauchen auch hier einen echten Binnenmarkt und eine weitere Diversifizierung der europäischen Gasversorgung über neue Versorgungswege im kaspischen Raum.

Wenn jedes Mitgliedsland für sich plant, werden wir aber kaum einen gemeinsamen Energie-Binnenmarkt schaffen können. Wir brauchen eine europäische Vision und eine langfristige Strategie, wie die Energie-Infrastruktur der nächsten Jahrzehnte, zumindest der nächsten 20 Jahre aussehen soll.Bereits in den nächsten Monaten wird die EU-Kommission dazu einen Infrastrukturplan vorlegen. Das Ziel: zu definieren, was wir an Energie-Infrastruktur brauchen, damit wir eine saubere und sichere Energie haben und darüber hinaus auch in diesem Bereich wettbewerbsfähig sind. Wir werden daher Projekte von europäischer Bedeutung nennen und analysieren. Dazu gehört beispielsweise ein vereinfachtes Planungs- und Genehmigungsverfahren, so wie es in Deutschland nach der Wende beschlossen wurde um Bauvorhaben in den neuen Bundesländern voran zu bringen. Wir als EU können dies nur anregen, nicht vorschreiben. Wir sehen aber beispielsweise in den Niederlanden, dass es Projektentwicklern die Sache schon sehr erleichtert, wenn sie eine zentrale Anlaufstelle haben, die alle Genehmigungsverfahren rund um ihr Projekt koordinieren. Umwelt und Bürgerinteressen wird dabei aber voll Rechnung getragen. Effizientere Verfahren bedeuten in keinster Weise, dass Mitspracherechte beschnitten werden. Dazu kommt noch die Frage der Finanzierung. Schätzungen gehen davon aus, dass sich der Investititionsbedarf bei Strom und Gas in den kommenden zehn Jahren auf rund 200 Mrd. Euro beläuft. Kann der Markt das alleine regeln? Klar ist, dass diese Investitionen in erster Linie von den Unternehmen getätigt werden müssen. Es wird aber Fälle geben, wo es sich für Firmen einfach nicht rechnet die Netze auszubauen,weil der Markt schlichtweg zu klein ist. Die baltischen Länder sind so ein Fall oder Malta.Wir werden daher auch diskutieren müssen, ob bei solchen Fällen die EU finanzielle Mittel für die Verbindungsleitungen bereitstellen.

Mein Ziel ist es, Europa näher an die von jeher gemeinsame Vision heranzuführen: eine europäische Energiepolitik, die auf ein gutes Netz aufbaut. Netze sind die Arterien unseres Energiesystems. Wenn wir in sie investieren, investieren wir in die Wirtschaft und helfen dem Verbraucher.

 

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