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< Wirtschaftsbereich Logistik -ein Hebel für mehr Energieeffizienz und Nachhaltigkeit
10.12.2013 15:17 Alter: 11 yrs

Effizienz entscheidet

Die Energiewende wird nur dann ein Erfolg, wenn wir sie auch effizient gestalten. Dafür muss der Effizienzgedanke stärker als bisher innerhalb der gesamten Versorgungskette verankert werden: vom Kraftwerkspark über die Infrastruktur bis hin zur Nachfrage in privaten Haushalten, Dienstleistungsunternehmen und Industrie.


Das Mehrfamilienhaus in Darmstadt von 1949, das im dena-Modellvorhaben „Niedrigenergiehaus im Bestand“ hocheffizient saniert wurde, überzeugt mit 97 Prozent Energieeinsparung nach der Sanierung. Fotos: dena

Energieeffizienz ist die Basis der Energiewende, meint Stephan Kohler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (dena) mit Blick auf den vor wenigen Tagen durchgeführten 4. dena-Energieeffizienzkongress, dem wichtigsten Branchentreffpunkt für Energieeffizienz und Energiesysteme.

Herr Kohler, steckte im Kongress auch Energieeffizienz drin?

Ich meine schon und die Resonanz der rund 800 Kongressteilnehmer hat gezeigt, dass wir die Vielfalt der Energieeffizienz aufgenommen und besprochen haben. Der Blick auf Märkte und Systeme stand ebenso im Fokus wie Ideen und Instrumente zur weiteren Durchsetzung des Effizienzgedankens.  Denn jeder von uns ist gefordert, mit seinen Entscheidungen die Energieeffizienz voranzutreiben: sei es beim Kauf eines neuen Kühlschranks, bei der Arbeit oder der Auswahl der passenden Immobilie.  Vor allem müssen wir lernen, ganzheitlich zu denken und entsprechend zu handeln. Denn in unserem Energiesystem hängt das Windrad mit dem Wäschetrockner genauso zusammen wie der PKW mit der Power-to-Gas-Anlage. Letztlich ist Energieeffizienz ein Muss, um die Energiewende vom Kopf auf die Füße zu stellen.

Treffen wir immer schon die richtigen Entscheidungen?

Für die richtigen Entscheidungen beim Thema Energieeffizienz müssen wir Rahmenbedingungen schaffen, die sich durch hohe Transparenz, verständliche Dienstleistungen und attraktive Fördersysteme auszeichnen. Diesen Prozess müssen wir gemeinsam vorantreiben und den Dialog weiter intensivieren. Und die Energiewende lebt vom kritisch-konstruktiven Dialog über den optimalen Weg der Umsetzung. Mit Blick auf die EU-Energieeffizienzrichtlinie zeigt sich, dass noch viele Steine aus dem Weg zu räumen sind. Die Politik bleibt bei diesem wichtigen Projekt bislang sehr vage in Bezug auf die Umsetzung dieser Richtlinie in deutsches Recht. Deshalb ist bei der Umsetzung der EU-Richtlinie darauf zu achten, weiterhin marktwirtschaftliche Instrumente einzusetzen und diese weiterzuentwickeln.

Wie steht es eigentlich um die Energieeffizienzpolitik im Gebäudebereich?

Ohne die Erschließung der großen Energieeinsparpotenziale, die maßgeblich im Gebäudebereich liegen, kann die Energiewende insgesamt nicht gelingen. Ein Großteil der heutigen Gebäude ist mehr als 35 Jahre alt und verfügt weder über eine geeignete Gebäudedämmung, noch über zeitgemäße Heizungsund Gebäudetechnik. Kaum zehn Prozent des Gebäudebestandes sind energetisch auf der Höhe der Zeit. Der Rest muss über die kommenden Jahrzehnte wirtschaftlich und energetisch sinnvoll saniert werden. Jede Sanierungsmaßnahme, die heute ohne eine wirtschaftlich optimale energetische Modernisierung durchgeführt wird, belastet die Mieter in der Zukunft. Was das Wohnen in vielen deutschen Ballungsräumen derzeit extrem verteuert, ist nicht die energetische Sanierung, sondern die steigende Nachfrage in begehrten Wohnlagen bei einem angespannten Wohnungsmarkt.  Wir haben deshalb eine Allianz für GebäudeEnergie-Effizienz (geea) initiiert. Mitglied sind Verbände und Organisationen, aber auch Unternehmen der Energie- und Gebäudeeffizienz sowie Forschung und Wissenschaft. Die Allianz versteht sich als Plattform der Akteure in den Branchen Bauen und Energie. Sie ist kein Verband oder Verein, sondern ein schnell aktions- und reaktionsfähiger Branchenzusammenschluss unter Koordination der dena. Zentrale Ziele liegen sowohl in einer möglichst optimalen Gestaltung ordnungsund förderpolitischer Rahmenbedingungen als auch in der gezielten Verbesserung der Marktbedingungen. Angesichts der Dimension der Energiewende stellt sich auch die Frage, ob und wie diese Herausforderung von Wohnungsunternehmen langfristig gemeistert werden kann. Dabei sind sowohl ökonomische, ökologische als auch soziale Interessen in Einklang zu bringen. Die dena hat hierzu im Auftrag der Deutschen Annington Immobilien Gruppe (DAIG), eines der führenden deutschen Wohnungsunternehmen, eine praxisnahe Studie über die energetischen Handlungsmöglichkeiten des langfristigen Bestandsportfolios der DAIG erstellt. Die Studie hat zweifelsohne Pioniercharakter, beleuchtet sie doch erstmals wesentliche Auswirkungen der Energiewende auf ein deutschlandweites, repräsentatives Mietwohnungsportfolio in ökologischer, ökonomischer und sozialer Sicht. Sie zeigt teilweise unkonventionelle Lösungen auf, die ein Gelingen der Energiewende im Gebäudebereich möglich machen.

Wir schätzen Sie den Stand beim Energiesparen ein?

Energiesparen ist bei den Verbrauchern nach eigener Einschätzung bereits weit verbreitet. Die noch vorhandenen Potentiale werden aber von vielen unterschätzt. Die Bereitschaft mehr zu tun, ist eher verhalten.  Wir müssen für funktionierende Energieeffizienzmärkte noch viele innovative und kreative Ideen und Instrumente entwickeln. Wir brauchen Markttransparenz, stärkere Anreize von der Politik und bessere Angebote von der Wirtschaft. Das lohnt sich finanziell für alle, auch für die Volkswirtschaft. Deshalb plädieren wir schon seit langem für eine steuerliche Förderung von Energieeffizienzmaßnahmen in Gebäuden. Mit jedem Euro an Steuermitteln werden zwischen acht bis zehn Euro private Investitionen ausgelöst. Bei der Frage, wie das Energiesparen vom Staat weiter angeregt werden kann, sind sich die Verbraucher einig: Die große Mehrheit bevorzugt wirtschaftliche Anreize gegenüber gesetzlichen Vorschriften. Mit Zwang und Vorschriften kommen wir nicht weit. Beratung, Transparenz und Innovation sind der Schlüssel zum Erfolg. Das sollte die Politik bei ihren Programmen zur Steigerung der Energieeffizienz immer im Auge behalten.

Zum Energieeffizienzkongress gehört die Verleihung des Energy Efficiency Award. Wer ging 2013 als Sieger hervor?

Den ersten Platz belegte die Salzgitter Flachstahl GmbH, ein Hersteller von Stahlflachprodukten, mit einer ganzheitlichen Unternehmensstrategie zur systematischen Senkung des Energieverbrauchs. Etwa 4.800 Mitarbeiter erzeugten 2012 rund 4,5 Mio. Tonnen Rohstahl und erarbeiteten einen Umsatz von 2,8 Mrd. Euro. Das Unternehmen hat eine Vielzahl unterschiedlicher Energieeffizienzmaßnahmen umgesetzt, mit denen hohe Energie- und Kosteneinsparungen sowie eine deutliche Senkung der CO2 -Emissionen erzielt wurden.  So konnte durch die Modernisierung des Kuppelgaskraftwerks und die damit erzielte Wirkungsgradsteigerung von rund 30 Prozent bei der Stromerzeugung aus überschüssigen Kuppelgasen die Eigenstromproduktion deutlich gesteigert werden. Das Projekt zeigt beispielhaft, dass in energieintensiven Branchen noch immer bedeutende Energieeffizienzpotenziale vorhanden sind.  Viele der insgesamt 118 umgesetzten Energieeffizienzmaßnahmen sind hoch innovativ und können auf andere Industrieunternehmen übertragen werden, zum Beispiel die rekuperative Wärmerückgewinnung bei Hochtemperaturprozessen.

Welche Ziele verfolgt die Energieeffizienzkampagne, mit welcher die dena im Jahr 2014 die Energieeffizienz befördern will?

Wir bereiten mit der geea die erste deutschlandweite Motivationskampagne zur energetischen Gebäudesanierung vor, mit Informationen aus einer Hand, unabhängig von einzelnen Branchen und Gewerken. Ziel ist es, vor allem Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäusern über die Vorteile der energetischen Gebäudesanierung zu informieren. Die Kampagne wird Hausbesitzern einen besseren Überblick über die energetische Gebäudesanierung ermöglichen und die Suche nach qualifizierten Experten vor Ort vereinfachen. Das Besondere der Kampagne sind ihr gewerkeübergreifender Ansatz sowie die Beteiligung von öffentlicher Hand und Privatwirtschaft.

www.dena.de