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Digitalisierungsbarometer zeigt Veränderungspotential
Mit fortschreitender Digitalisierung und Vernetzung entlang energiewirtschaftlicher Wertschöpfungsketten entstehen neue Chancen und Wachstumsmöglichkeiten für Energieversorger und Stadtwerke. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young hat gemeinsam mit dem Aachener Beratungsunternehmen B E T in einem aktuellen Digitalisierungsbarometer das Veränderungspotenzial digitaler Technologien in der Energiewirtschaft untersucht.
Dr. Frank Fleischle, Partner bei EY Ernst & Young Wirtschaftsprüfungsgesellschaft GmbH skizziert Kernaussagen der Studie.
Foto: EY
Herr Dr. Fleischle, welchen Ansatz gibt es für den jährlichen Barometer- Bericht zur Digitalisierung der Energiewende?
Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie untersuchen wir im jährlichen Abstand, welchen Status und welche Fortschritte bei der Digitalisierung der Energiewirtschaft in Deutschland erreicht wurden. Im ersten Barometer steht dabei der Umsetzungsfortschritt zum ‚Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende‘ (GDEW) im Mittelpunkt.
Mittels acht Schlüsselfaktoren haben wir eine Bewertung der rechtlichen, regulatorischen, technischen und marktseitigen Fortschritte vorgenommen, insbesondere im Bereich Umsetzung des Smart Meterings als Schlüsseltechnologie. Mit dem erstmaligen Barometer- Gesamtwert von 22 (bei 100 möglichen Punkten) steht die Umsetzung in allen Bereichen noch am Anfang.
Warum hakt die Digitalisierung der Energiewende noch an so vielen Stellen?
Digitalisierung wird von allen Beteiligten bisher nur unzureichend umgesetzt, ob vom Gesetzgeber, den Behörden, der Verwaltung, den Energieversorgern und der Industrie. Von Seiten der Marktakteure wurde insbesondere der System- und Plattformgedanke des Gesetzes bisher nur ansatzweise aufgegriffen – dabei geht es konkret um Möglichkeiten, die das sogenannte Smart Meter Gateway potenziell als sichere, interoperable Plattform für eine Vielzahl von Anwendungen bietet. Stattdessen stehen bisher oft noch proprietäre Lösungen im Vordergrund. Zudem erschweren bürokratische Strukturen und Kompetenzverteilungen die ganzheitliche Sicht (Eichrecht, Datenschutz, Sicherheit, Netzregulierung,…).
Was verlangt ein Neues Denken und Handeln für die Energiewende?
Notwendig ist, den System- und Plattformgedanken des GDEW stärker aufzugreifen, anstatt nur den Rechtsrahmen in Frage zu stellen. Man sollte Lösungen suchen, technische Entwicklungen und Standardisierung vorantreiben und natürlich auch Eignung weiterhin hinterfragen. Auch gilt es, Möglichkeiten zur wirtschaftlichen Optimierung des Rollouts zu nutzen (Kooperationen, Mehrsparten-Messwesen) statt bereits jetzt eine Erhöhung von Preisobergrenzen zu fordern.
Es erscheint auch als notwendig, eine neue Form der Zusammenarbeit zwischen Energiewirtschaft, Industrie und Bundes- und Landesbehörden zu etablieren (Projektmanagement) und nicht in aktuellen Strukturen zu verharren. Und nicht zuletzt ist es wichtig, jetzt bereits Informationen für Endkunden und zur Digitalisierung vorzubereiten. Denn die Markterklärung und der Rollout werden kommen, auch wenn die Geduld aller Beteiligten bisher arg strapaziert wurde.
Weitere Informationen zur Studie: www.de.ey.com