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Kategorie: Digitalisierung
Digitalisierung gemeinsam gestalten
Am 25. Januar hat die Deutsche-Energie-Agentur (dena) in Berlin die „Plattform Digitale Energiewelt“ gestartet. Ziel der branchenübergreifenden Plattform ist es, die technischen, rechtlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen der Digitalisierung in der Energiewelt maßgeblich mitzugestalten. Die Plattform ist offen für alle Stakeholder, die die Digitalisierung der Energiewelt gestalten wollen.
„Wir wollen alle relevanten Akteure zusammenbringen“, sagt Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung. Im Interview spricht er über die neu gegründete Plattform und den Leitgedanken Integrated Energy.
Herr Kuhlmann, warum initiiert die dena eine „Plattform Digitale Energiewelt“?
Deutschland hat heute eines der vielfältigsten Energieversorgungssysteme der Welt. Viele Akteure aus unterschiedlichsten Sektoren arbeitet an Ideen und neuen Geschäftsmodellen, wie man diese Vielfalt vernetzen und daraus Mehrwert schaffen kann. Der Begriff Energiewelt macht deutlich, es geht nicht nur um die Energiewirtschaft. Auch Automobilwirtschaft, Gebäudeautomatisierung, Logistik, Versicherungen und viele andere gehören dazu. Digitalisierung macht die Vernetzung der Einzelkomponenten und Akteure erst möglich.
Die erste Phase der Energiewende hat erneuerbare Energien aus der Nische geholt und zu einer tragenden Säule der Stromversorgung gemacht. In der zweiten Phase gilt es, die Wertschöpfungskette entlang Energieerzeugung, Speicherung und Verbrauch zu digitalisieren, dabei Sektoren wie Strom, Wärme und Verkehr effizient zu verknüpfen und eine Vielzahl dezentraler Einheiten miteinander zu verbinden. Hier setzt unsere Plattform an.
Wir wollen in der Plattform übergreifende Fragestellungen identifizieren, Anwendungsfälle herausarbeiten und ein gemeinsames Verständnis für die Chancen und Möglichkeiten von Digitalisierung für das Gelingen der Energiewende herausarbeiten. Dazu gehört auch die Frage, wie eigentlich die Rahmenbedingungen sein müssen, damit das, was erforderlich ist, auch durch Geschäftsmodelle der Unternehmen realisiert werden kann.
Dafür wollen wir alle relevanten Akteure über Sektoren und Branchen hinweg zusammenbringen. Der Auftakt mit Vertretern von Unternehmen und Verbänden aus Energieund Netzwirtschaft, Messwesen, Mobilität und IT hat bereits gezeigt, dass es ein sehr spannendes Projekt wird.
EEG-Novelle, Kohleausstieg, Netzausbau – gibt es nicht drängendere Herausforderungen in der Energiewende?
Klar, die Energiewende hat viele Baustellen. Die werden uns noch lange beschäftigen und unsere Aufmerksamkeit erfordern. Das ist auch notwendig. Aber bei aller Dringlichkeit und Größe der aktuellen Herausforderungen sollten wir nicht den Blick für die Herausforderungen von Morgen, der zweiten Phase der Energiewende verlieren.
Die Digitalisierung der Energiewelt ist dabei ganz zentral. Hier sehen wir viel Innovationspotenzial, das uns erheblich voranbringen kann. Es freut mich, dass das Interesse an der Arbeit der Plattform nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in der Politik bereits jetzt außerordentlich groß ist.
An welchen Stellen wird sich die Digitalisierung am ehesten bemerkbar machen?
Das werden wir sehen. Durch die Digitalisierung ergeben sich völlig neue Möglichkeiten für intelligente Vernetzung und Dienstleistungen. Das ist mitunter komplex und im Moment kaum überschaubar, aber gerade deshalb auch höchst spannend. Manche sprechen in diesem Zusammenhang von „Sektorkopplung“. Mir gefällt der Begriff „Integrated Energy“ noch besser. Er betont stärker die Chancen und Potenziale. So heißt in diesem Jahr auf der Hannover Messe auch ein wichtiger Bereich „Integrated Energy Plaza“. Es freut mich, dass wir als dena die Messe konzeptionell bei der Ausgestaltung unterstützen können. Auch bei den fünf Projekten im För derprogramm „Schaufenster intelligente Ener gie“, die die Bundesregierung mit bis zu 230 Mio. Euro unterstützt und an denen sich über 200 Unternehmen beteiligen, wird Digitalisierung und Ver netzung eine wichtige Komponente sein. Aktuell sehe ich viele Fäden, die sich gut verknüpfen lassen. Da, wo wir als Plattform Digitale Energiewelt eine Klammer bilden können, werden wir das gerne tun.
Sollten sich Innovationen nicht im Wettbewerb durchsetzen?
Wettbewerb ist ein wichtiger Faktor. Vor allem auch neue Märkte, die ausgestaltet und entwickelt werden wollen. Aber es macht einen Unterschied, was für einen rechtlichen Rahmen wir für den Wettbewerb schaffen und welche neuen Infrastrukturen wir aufbauen. Ich bin sicher, dass es dabei viele Aspekte gibt, die sich viel effizienter gemeinsam gestalten lassen. Basierend auf den Erfahrungen und Notwendigkeiten eben aus all den unterschiedlichen Bereichen.
Viele Impulse werden dabei übrigens von neuen Akteuren kommen, die wir in der bisherigen Debatte so noch nicht wahrgenommen haben. Aber auch die brauchen am Ende Partner. In der Plattform wollen wir ein gemeinsames Verständnis für die Heraus forderungen entwickeln und Handlungs op tio nen auf zeigen. In diesem Rahmen und mit diesem Dialog wird der Wettbewerb umso besser für die Ziele der Energiewende wirken können. Ich lade alle Interessierten aus Wirt schaft, Verbänden und Wissenschaft herz lich ein, sich an der Plattform zu beteiligen.
Wie sieht die dena ihre Rolle in der Plattform?
Wir arbeiten an vielen Fragestellungen, die für die nächste Phase der Energiewende von großer Relevanz sind. Dabei wollen wir auch Vermittler sein und Treiber für das Neue. Die zweite Phase der Energiewende hat gerade erst begonnen. Sie wird sich von dem, was wir bislang als Energiewende kennen, deutlich unterscheiden. Diese Zeit mitzugestalten, damit Energiewende erfolgreich sein kann, ist nicht nur unsere Aufgabe. Es macht auch eine Menge Spaß. Und Stakeholder- Dialoge zu innovativen Themen der Energiewende sind eine unserer Kernkompetenzen.
Es ist übrigens auch eine gute Gelegenheit, neue Treiber und etablierte Unternehmen zu sammenzubringen. Es gibt zum Beispiel auch in der viel zitierten Startup-Szene viele, die einen Beitrag zur Energiewende leisten wollen. Das ist eine Erfahrung, die ich aus vielen Gesprächen mit diesen Unternehmen mitgenommen habe. Und das zeigt auch das große Interesse am dena-Startup-Bus, mit dem wir von Berlin gemeinsam zur E-world fahren, unterstützt von vielen Partnern. Wir werden uns also mit Freude, mit Kreativität und auch einer ganzen Menge Kompetenz und Engagement diesem Thema widmen.