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11.12.2015 08:43 Alter: 9 yrs
Kategorie: Klimaschutz

Die Rolle von Erdgas in der Energieunion

Welche Rolle spielt Erdgas im Jahre 2030? Der politische Rahmen wird entscheidend durch die Neugestaltung der europäischen Energiepolitik unter dem Stichwort „Energieunion“ und die Herausforderungen der Energiewende geprägt.


Foto: Europäische Kommission

Zur Sicht aus der Europäischen Ebene sprachen wir am Rande des BDEW Gasdialogs 2015 im November in Berlin mit Prof. Dr. Klaus-Dieter Borchardt, Direktor Energiebinnenmarkt, Generaldirektion Energie, Europäische Kommission in Brüssel.

Herr Prof. Borchardt, welche Herausforderungen stehen für Gas in der EU?

Die Herausforderungen sind vielfältig: Da wären zunächst die Versorgungssicherheit und die steigende Importabhängigkeit mit ihrer geopolitischen Dimension. Hieraus leiten sich spezielle Herausforderungen für Gas in der EU ab, die mit Diversifizierung von Quellen, Lieferanten und Routen sowie verstärkter Kooperation und Koordinierung zwischen Mitgliedstaaten auf europäischer und regionaler Ebene umschrieben werden können.

Ein weiteres Problem stellen die EU-weiten Verbrauchsprognosen dar, die viele Unsicherheiten beinhalten. Das Szenario PRIMES EE 27 benennt beispielsweise einen Nachfragerückgang von 435 auf 335 bcm durch die Energie effizienz. Und wir sollten auch die Innovation und neue Technologien nicht aus dem Auge verlieren; ich will hier nur Power to Heat nennen.

Von Bedeutung ist auch das Thema Emissionsr eduzierung. Hier muss deutlicher werden, dass Gas ein natürlicher Partner der Erneuerbaren Energien ist und dass Gas deshalb stärker in seiner Bedeutung als Übergangsenergie zur Dekarbonisierung der Wirtschaft gesehen werden muss.

Ist die Idee vom Gasmarkt noch richtig?

Gasmärkte sind spezielle Märkte, da sie im Gegensatz zu Öl und Kohle nicht global aufgestellt sind. Wir finden nur eine begrenzte Zahl an Lieferanten für Europa und Gasmärkte stehen auch unter dem Druck der Finanzkrise. Andererseits hat Europa als weltweit größter Markt viel zu bieten, ist zuverlässiger Abnehmer und besitzt einen verlässlichen regulatorischen Rahmen. Die Frage lautet deshalb, warum Gas nicht die Kurve hin zu stärkerer Akzeptanz und Anerkennung bekommt? Theoretisch sollte Gas blendend dastehen, in der Praxis aber leidet Gas, und dies obwohl es flexibel, erschwinglich, akzeptabel und reichlich vorhanden ist.

Was brauchen wir für einen funktionierenden Gasmarkt?

Hierfür ist die Sicherung der Gasflüsse nach und innerhalb der EU notwendig und es sind die Bedingungen für fairen Wettbewerb zu schaffen. Als Beispiel nenne ich die Vision verbundener, liquider Hubs mit ausreichender und effizient genutzter Infrastruktur. Mehr Interkonnektoren und eine neue LNG-Strategie wären hier von Vorteil.

Damit könnten regionale Flaschenhälse aufgelöst und ein freier Gasfluss in Europa möglich werden. Wenn dann die Märkte funktionieren, gehen die Preise nach unten.

Was bleibt zu tun?

Notwendig ist die umfassende und zügige Umsetzung und Durchsetzung des 3. Energiebinnenmarktpaketes. Ebenso wichtig sind eine verstärkte grenzüberschreitende Kooperation sowie die Verbindung der Märkte durch Interkonnektoren. Eine wichtige Rolle spielt hier auch die Wettbewerbsaufsicht zur Beseitigung wettbewerbswidrigen Verhaltens. Und letztlich sollten alle Marktteilnehmer mehr tun, um das Ansehen und das Potenzial von Gas zu stärken.

www.ec.europa.eu