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Die Erneuerbaren Energien werden Deutschland verändern
Photovoltaikanlagen und Windkraftwerke stoßen bislang auf großen Zuspruch, solange sie nicht in unmittelbarer Nachbarschaft gebaut werden. Beim Bau neuer Stromtrassen ist die Meinung deutlich kritischer, es mag sie keiner. Mit dieser Haltung wird die Energiewende nicht zu haben sein, meint Stephan Kohler, Vorsitzender der Geschäftsführung, Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena).
Mit dem Ausbau regenerativer Energieträger holen wir die Gewinnung von Energie in unsere Umgebung und Landschaft zurück. Bisher importieren wir rund 70 Prozent unserer Energie in Form von Uran, Steinkohle, Erdgas und Erdöl. Das sind Energieträger mit einer hohen Energiedichte, die speicher- und lagerfähig sind und bedarfsgerecht eingesetzt werden können.
Versorgungssicherheit gewährleisten
Die jährliche Nutzung der Atom- und Braunkohlekraftwerke betrug in Deutschland in der Vergangenheit über 7.000 Stunden. Stein kohle- und Erdgaskraftwerke kamen auf über 4.000 Stunden. Mit einer installierten Leistungs einheit pro Jahr wurde sehr viel Strom produziert. Ein weiterer Vorteil: Die Kraftwerke konnten in der Nähe der Lastzentren errichtet werden, ein Stromtransport über lange Strecken war nicht notwendig. Braunkohlekraftwerke müssen dort gebaut werden, wo die Kohle gewonnen wird, deshalb siedelte sich in der Vergangenheit die Industrie in dieser Umgebung an. Rund zwei Drittel der Atomkraftwerke wurden im Süden von Deutschland gebaut. Diese werden nun bis zum Jahr 2022 still gelegt. Bayern und Baden-Württemberg aber zählen zu den Bundesländern mit hohem Industrieanteil und der höchsten Wirtschaftsleistung. Auch zukünftig wird dort ein hoher Strom- und Energieverbrauch auftreten, der sicher bereitgestellt werden muss.
Ausbau der Netzinfrastruktur
Photovoltaik- und Windanlagen mit rund 130.000 MW Leistung sollen bis 2025 in Deutschland gebaut werden, die dann rund 45 Prozent der Stromerzeugung übernehmen. Für die Integration dieser Leistung muss das Höchstspannungsnetz um rund 4.600 km erweitert werden. Der Ausbau von Windenergie erfolgt stark in den nördlichen und östlichen Bundesländern, wird dort aber nicht benötigt. Beispielsweise will Schleswig-Holstein die Windkraft leistung an Land auf rund 13.000 MW ausbauen, obwohl die nachgefragte Leistung bei nur rund 2.000 MW liegt. Demzufolge muss die 800 km lange sogenannte Südlink-Trasse nach Bayern dringend gebaut werden, da dort die Strom produktion durch Abschaltung der Atom kraftwerke sehr stark sinken wird. Gleich zeitig können die Stromtrassen aber auch genutzt werden, die im Süden vorhandene Photovoltaikleistung in sonnenstarken, aber windschwachen Zeiten nach Norden zu transportieren. Das deutsche Stromnetz wird also in Zukunft eine viel stärkere Transportaufgabe im nationalen, aber auch im europäischen Rahmen haben. Um es noch einmal klarzustellen: Die Nutzung von Erneuerbaren Energien beansprucht unsere Landschaft und Natur und wird Deutschland verändern. Aber die Vorteile überwiegen, wenn wir es effizient gestalten. Wir ersetzen den durch den Energieimport verursachten Export von Umweltschäden ins Ausland, reduzieren die klimaschädlichen CO2 -Emissionen und vermeiden zukünftig die Risiken der Atom kraft. Wir können uns nicht über Umweltschäden und Risiken durch die Urangewinnung und Kohleförderung beklagen, wenn wir nicht gleichzeitig bereit sind, die Veränderungen durch Windkraft, Photovoltaikanlagen und Stromtrassen zu akzeptieren.
www.dena.de