Nachricht

< Nationale Wasserstoffstrategie ein Selbstläufer?
13.11.2020 13:50 Alter: 4 yrs

Der Weg in das globale Wasserstoffzeitalter

Eine neue Studie „International Hydrogen Strategies“ von Ludwig-Bölkow- Systemtechnik im Auftrag des Weltenergierates zeigt, es kommt Bewegung in den internationalen Wasserstoffmarkt. Die Analyse vergleicht die Wasserstoffstrategien von 16 Staaten sowie der Europäischen Union, um daraus Empfehlungen für einen globalen Wasserstoffmarkt abzuleiten. Carsten Rolle, Geschäftsführer des Weltenergierat – Deutschland informiert zu Kernaussagen der Studie.


Carsten Rolle, Geschäftsführer Weltenergierat – Deutschland Foto: Ole Spata

Den globalen Wasserstoffbedarf für das Jahr 2050 schätzt die Studie auf bis zu 9.000 TWh – oder 270 Mio. Tonnen – jährlich. Das entspräche in etwa der Hälfte der Primärenergie, die die EU28 derzeit insgesamt im Jahr verbraucht. Staaten mit hohem Energieverbrauch, wie Deutschland, Japan und Südkorea, werden ihren Bedarf voraussichtlich zum Großteil durch Importe decken. Hierfür ist der Aufbau von Transportinfrastrukturen unabdingbar.

Das Thema Wasserstoff erhält international eine neue politische Priorität. Weltweit haben mittlerweile bereits 20 Staaten eigene Wasserstoffstrategien veröffentlicht oder planen, sie in den kommenden Monaten abzuschließen. Mehr als 30 weitere Länder unterstützen Pilot- und Demonstrationsprojekte oder diskutieren ausgewählte politische Schritte zur Wasserstoffnutzung.

Strategie – aber viele Unterschiede

Das Jahr 2020 gibt dem Thema Wasserstoff nicht nur in Deutschland, sondern international Auftrieb durch viele neue Regierungsstrategien. Bis 2030 werden in der EU voraussichtlich 40 Milliarden Euro in Produktionskapazitäten für grünen Wasserstoff investiert.

Die Ergebnisse der Studie aber zeigen auch: Die nationalen H2-Strategien unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Schwerpunkte, Maßnahmen und im Ambitionsniveau. Die Motivation für eine eigene Wasserstoffstrategie ist häufig jedoch ähnlich. Es sind die Reduktion der nationalen Treibhausgasemissionen, die verstärkte Integration erneuerbarer Energien als auch eine Diversifizierung von Energiequellen.

Viele Länder betonen zudem die Chancen für wirtschaftliches Wachstum, etwa durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze, technologische Entwicklungen und zusätzliche Einnahmen durch Wasserstoff- und Technologieexporte. Große Industrienationen erhoffen sich vom Aufbau einer inländischen Wasserstoffwirtschaft eine Technologieführerschaft im globalen Wettbewerb.

Zielformulierung allein reicht nicht

Der Großteil der untersuchten Wasserstoffinitiativen aber beschränkt sich noch stark auf eine Formulierung von Zielen und weniger auf konkrete Pläne für deren Umsetzung. So werden die derzeit beschriebenen Maßnahmen in vielen Fällen noch nicht ausreichen, das geplante Wachstum anzustoßen.

Denn um klimafreundlichen Wasserstoff wettbewerbsfähig zu machen, braucht es planungssichere Instrumente, die vor allem die Betriebskosten verlässlich absenken. Eine solche stärkere und längerfristige OPEX-Förderung wird gerade in der EU auch Änderungen des Beihilferahmens notwendig machen. Und es braucht auf internationaler Ebene zügig ein globales Zertifizierungssystem für grünen bzw. CO2-armen Wasserstoff.

Mehr Kooperation gefragt

Wasserstoff bietet große Chancen für Kooperationen und Handelsbeziehungen entlang neuer Wertschöpfungsketten. Denn die hohen erforderlichen Investitionen können in den Exportländern nicht von allein getätigt, sondern nur in internationalen Partnerschaften realisiert werden. Aber nationalen Plänen zum Aufbau eines Wasserstoffmarktes fehlen häufig belastbare Instrumente zur Umsetzung. Deshalb fordert der Weltenergierat mehr Kooperation auf internationaler Ebene bei Zertifizierung und Infrastrukturaufbau.

Die Studie im Internet unter: Opens external link in new windowweltenergierat.de/international-hydrogen-strategies/