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< 360°-Blickwinkel für den Kunden
28.09.2018 09:12 Alter: 6 yrs

Der Vormarsch von Plattformen

Die unternehmerische Antwort auf die Veränderungen auch in der Energiewirtschaft ist die Etablierung schnellerer, wendigerer, einfacherer und digitalisierter Prozesse über alle Unternehmensbereiche hinweg - mit dem Ziel höchster Kundenzentrierung.


Creos Deutschland Services geht diesen Weg und hat das Thema Agilität in die strategische Ausrichtung des Unternehmens eingebunden. Customer Centricity steht hierbei als unternehmerisches Leitbild.

Semir Dazdarevic ist als Projektmanager verantwortlich für diesen Gesamtprozess und stellt im folgenden Beitrag seine Gedanken für die Einführung von Plattformen in EVUs zur Diskussion.

Foto: Creos

Auch die Energiewirtschaft erlebt das Zeitalter agiler Prozesse. Ein agiles Unternehmen hat die Fähigkeit Veränderungen möglichst rechtzeitig zu antizipieren und dabei der Konkurrenz zwei Schritte voraus zu sein. Agilität kann somit als höchste Form der Anpassungsfähigkeit verstanden werden.

Mit der Fähigkeit als Organisation ständig zu lernen und dieses Wissen allen relevanten Personen zur Verfügung zu stellen, wird Agilität zu einem essenziellen Faktor für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit und damit für das Überleben eines Unternehmens. Der Hauptgrund für den „Zwang“ zur agilen Ausrichtung ist die Tatsache, Wettbewerber und branchenfremde Big Player richten ihre Unternehmensstrategie neu aus, was sich in vielen Beispielen plattformgetriebener Erfolgsgeschichten widerspiegelt.

Vormarsch der Plattformen

Wir erleben gegenwärtig eine Entwicklung, die als „Vormarsch der Plattformen“ bezeichnet wird und bereits in vielen Branchen zu drastischen strukturellen Änderungen geführt hat. Anstoß dafür waren Phänomene wie die Trennung von Eigentümerschaft und Kontrolle sowie Marktaggregation und Reintermediation. Diese Entwicklung wirft die Frage auf, wie können sich EVU gegen diesen Vormarsch wehren und agil werden? Die Antwort scheint ganz einfach: Eine eigene Plattform bauen! Viel braucht es dazu scheinbar nicht, wenn man sich lediglich einen zentralen Aspekt verinnerlicht: Customer Centricity (Kundenzentriertheit)! Das Thema wird zwar vielschichtig diskutiert, bisher hat sich aber noch keine marktbeherrschende Plattform aus der Energiebranche etabliert. Das heißt, dass wir als Energiewirtschaft oft noch nicht den Schlüssel zum Endkunden gefunden haben.

Bisher gab es auch keinen Grund, einen Schlüssel zu suchen. Wir sind praktisch durch offene Türen gegangen. Unsere Kunden haben einen Verbrauch, der gedeckt werden muss. In den meisten Fällen gewinnen wir den Kunden über den besten Preis oder sind in der glücklichen Lage, Grundversorger zu sein und Kunden zu haben, die nicht genügend Motivation finden, um aus dem Grundversorgertarif heraus wechseln zu wollen. Diese Erkenntnis scheint sowohl positiv als auch negativ zu sein. Zum einen hat noch niemand die eine Lösung gefunden, d. h. wir sind noch nicht zu spät dran. Zum anderen schneiden wir in den Augen des Kunden im Vergleich mit anderen Branchen schlechter ab und sind dadurch jetzt im Zugzwang.

Customer Centricity als unternehmerisches Leitbild

In ihrem Buch „Die Plattform-Revolution“ sagen Parker, Van Alstyne und Chodary der Energiewirtschaft weitreichende strukturelle Änderungen durch Plattformmodelle für die nächsten Jahre voraus. Um Gestalter dieser strukturellen Änderungen zu sein und nicht zum Leidtragenden zu werden, sollten sich EVUs jetzt dem Thema Customer Centricity öffnen. Auf Wikipedia findet man die folgende Definition: „Customer Centricity ist ein unternehmerisches Leitbild, das sich am Einzelkunden als Führungsgröße orientiert. Seine Realisierung erfordert die Steuerung aller Unternehmensbereiche nach Kundenprioritäten und die Herstellung einer stärker symmetrischen Beziehung zwischen Kunden und Unternehmung. Angestrebt wird eine enge und individuelle Interaktion mit den Kunden. Unabhängig von ihrer Zahl sollen Positionierung, Strategie, Struktur, Organisation, Prozesse, Verhalten usw. vollständig auf den Einzelkunden ausgerichtet sein. Eingeschlossen sind dabei Produktentwicklung, Finanzierung, Liefergeschwindigkeit, Beratung und Service. Grundlage dafür sind u. a. technische Medien, die eine Mitwirkung der Konsumenten bei Konfiguration und Optimierung der Produkte gestatten.“ Soweit die theoretische Definition.

Wie ist es EVUs möglich, eine eigene Plattform zu bauen? Hierfür bieten sich mehrere Möglichkeiten: die radikale Umstrukturierung aller Unternehmensprozesse und Entwicklung der Plattform aus dem neustrukturierten Unternehmen heraus; die Gründung einer losgelösten und autonomen Gesellschaft, die mit allen Handlungsvollmachten und Ressourcen ausgestattet die Entwicklung der Plattform vorantreiben kann oder der Bezug einer Plattform als White Label/Co-Label. Bei Betrachtung der aktuellen organisatorischen Gestaltung der meisten EVUs wird aktuell nur die letztere Möglichkeit des Bezugs einer Plattform in Frage kommen.

Geeignete Plattform finden

Wenn der Bezug einer Plattform als White Label/Co-Label die beste Lösung ist, bietet es sich an auf Plattformen zu setzen, die sich noch in einer sehr frühen Phase befinden und deren Entwicklung man mitgestalten kann. Hier bieten sich Unternehmen oder Projekte an, die sich durch außerordentliches Knowhow in Digitalisierung von Prozessen sowie Customer Centricity auszeichnen. Diese kommen oft nicht aus der Energiebranche, besitzen aber Verflechtungen und dürfen losgelöst von diesen arbeiten.

Erfahrungen besagen, dass bei der Auswahl der geeigneten Plattform auf folgende Kriterien geachtet werden sollte:

• Prinzip sollte ein freier Zugang für alle Teilnehmer sein. Das heißt im Kontext, der Plattformbetreiber (und der EVU als Mitbetreiber) legen die Zugangsbedingungen fest.

• Eine Plattform, mit der zukünftig Umsätze angestrebt werden, sollte mindestens aus drei Parteien bestehen: Kunden, innovativen Lieferanten und Produkten und dem EVU.

• Zentrale Funktion ist die Interaktion aller Teilnehmer, wobei ein zentraler Treiber die Wertschöpfung sein sollte.

• Eine Plattform sollte zudem auf unendlich skalierbarer Infrastruktur und optimierten Online-, Marketing- und Vertriebsstrukturen basieren.

Erfüllt eine Plattform all diese Kriterien, dann sollte man zeitnah eine Partnerschaft forcieren und das letzte Puzzlestück für eine erfolgreiche Plattform installieren: Vertrauen. Denn das Faustpfand von EVUs ist das Vertrauen in der Region. Dieses Vertrauen, kombiniert mit den prozessualen Vorteilen einer Plattform, ist ein USP und muss von den EVUs eingebracht werden.

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