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dena-Smart-Meter-Studie: Kosten und Planung des Rollout
Als Innovation kann man – zumindest in Branchenkreisen – das Thema Smart Metering inzwischen nicht mehr bezeichnen. Die kürzlich veröffentlichte Smart-Meter-Studie („Einführung von Smart Meter in Deutschland: Analyse von Rollout-Szenarien und ihrer regulatorischen Implikationen“, kurz: dena-SMS) der Deutschen Energie-Agentur ist allerdings eine Innovation. Ein Fachbeitrag von Andreas Herzig (li.), Partner und Ludwig Einhellig, Senior Manager bei Deloitte & Touche GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft München/Stuttgart und Gutachter der dena-Smart-Meter-Studie.
Die Studie identifiziert mit Hinblick auf die Kosten-Nutzen-Analyse des BMWi (KNA) die betriebswirtschaftlichen Implikationen und regulatorischen Anforderungen an eine Ausgestaltung des flächendeckenden Einsatzes von Smart Metering in Deutschland und legt konkrete Handlungsempfehlungen für Politik und Verteilnetzbetreiber bzw. deren grundzuständige Messstellenbetreiber vor. Zudem wurde auch der Beitrag zur Reduzierung des Netzausbaus und -umbaus („Netzdienlichkeit“) aus wissenschaftlich-technischer Sicht definiert und bewertet.
Welchen Mehrwert leistet die dena-SMS?
Das Gutachten strukturiert u. a. die Auswirkungen des Einsatzes intelligenter Zähler (iZ) und Messsysteme (iMSys) auf die unternehmensindividuellen Kosten. Das Besondere ist, dass die Studie dabei Spezifika heterogener Versorgungsgebiets- und Netzbetreiberstrukturen herausarbeitet und analysiert. Drei Netzgebietsklassen (NGK) prägen diverse Betrachtungsebenen. Diese NGK repräsentieren reine städtische, halbstädtische und ländliche Gebiete in Deutschland, die durch ihre Struktur voneinander abweichen. In der Realität entspricht ein Netzgebiet nicht nur einer NGK, sondern setzt sich anteilig zusammen. Mithilfe der modellhaften Zuordnung der Zählpunkte, Pflichteinbaufälle und anderen Parameter werden deshalb in einem weiteren Schritt virtuelle Netzgebiete geformt: diese „synthetischen Netzbetreiber“ (SNB) setzen sich aus NGK-Anteilen zusammen. Den Berechnungen liegen jeweils zwei Szenarien zugrunde, die aus jetziger Sicht die Rahmenbedingungen für einen deutschlandweiten Rollout definieren: Das erste Szenario spiegelt den aktuell gültigen gesetzlichen Rahmen wider. Das Zweite greift die in der KNA empfohlene Strategie („Rollout Plus“ in der dena-SMS) auf. Dem Ansatz folgend, werden übergreifend für alle drei Studienteile (Kosten-, Netz- und regulatorisches Gutachten) die Ergebnisse für die drei SNB ausgewertet.
Rollout-Strategien werden greifbar
An der Studie beteiligte Netzbetreiber haben umfänglich Daten für die einzelnen Analysen zur Verfügung gestellt. Das sichert eine realitätsnahe Basis für die Ergebnisermittlung und rückt Praxisnähe in den Mittelpunkt der Betrachtung. Die quantitative Auswertung erlaubt den Gutachtern – in Kombination mit qualitativen Bewertungen – Empfehlungen für die Ausgestaltung des Rollout abzuleiten.
Zeitlicher Rahmen
Startjahr des Masseneinbaus ist in der dena- SMS das Jahr 2016, wobei die Analysen mit dem Vorbereitungsjahr in 2015 beginnen. Hier weicht die Studie von der KNA ab, die bereits im Jahr 2014 beginnt. Der tatsächliche Rollout-Beginn hängt von der Verabschiedung des Verordnungspakets „intelligente Netze“ ab. Der Betrachtungszeitraum der dena-SMS endet 2030. Die Rollout-Quoten basieren aber auf den für die Jahre 2022 und 2032 ausgewiesenen Mengen der KNA und werden entsprechend auf das Betrachtungsjahr 2030 umgerechnet.
Durch diese Anpassung kann die dena-Smart- Meter-Studie v. a. im Netzgutachten auf dem in der dena-Verteilnetzstudie berechneten Ausbau- und Umbaubedarf aufsetzen und Potenziale zu dessen Reduktion durch den Einsatz von iMSys bei dezentralen Stromerzeugern und Verbrauchern ausweisen.
dena-Szenarien
Unterschiede in beiden untersuchten Szenarien bestehen im Wesentlichen in den Einbauverpflichtungen für iMSys und iZ. Im Szenario „Rollout Plus“ wird bei allen Kunden ohne iMSys trotzdem ein upgrade-fähiger iZ installiert. Auch wird die Schwelle der Einbauverpflichtung für iMSys in Analogie zur KNA bei dezentralen Erzeugern auf 0,25 kW herabgesetzt. Das „Rollout Plus“ geht aber entgegen der aktuellen Gesetzeslage von aktivem Einspeisemanagement zur differenzierten Steuerung („1:1-Kommunikation“) dezentraler Erzeuger durch Netzbetreiber aus.
Neuartiger Ansatz der Kostenerfassung und -planung
Vor allem für die unternehmensspezifischen Kosten fehlte bisher ein Ansatz, bei dem die gesamte Wertschöpfungskette des Rollout ausgabenseitig bewertet wird.
Diese Lücke wurde durch die dena-SMS bzw. das Deloitte-Gutachten fundiert geschlossen – v. a. weil Erfahrungen von einem Großteil der aktuell in Deutschland installierten und betriebenen Zählpunkte einflossen.
Am Anfang der sechsstufigen Wertschöpfungskette stehen Investitionen, beginnend mit betriebsnotwendigen Ausgaben für die Weiterentwicklung von Systemen und Prozessketten.
Die zweite Stufe beschreibt Anschaffungsausgaben, die beim Netzbetreiber ausgelöst werden. Hierzu zählen z. B. Zähler und Gateways. Darauf folgen Ausgaben für den Einbau in funktionstüchtigem Zustand. Die folgenden drei Ausgabenblöcke differenzieren im Detail die laufenden Ausgaben.
Optimale Nutzung regulatorischer und technischer Spielräume
Viele Kosten können durch entsprechende Strategien gesenkt werden, womit auch die Energiewende billiger würde. Durch die umfassende Berechnungslogik der Studie existiert nun für die Planung eine entsprechende Basis. Alle Spielräume müssen aber auch genutzt werden „dürfen“, so dass Unternehmen optimal umsetzen können.
Datengrundlage von 50 Prozent der deutschen Zählpunkte
Auf Basis der Ergebnisse der dynamischen Ausgabenmodellierung wurde eine Kostentreiberanalyse durchgeführt. Die Ergebnisse für beide Szenarien verdeutlichen die Kostenintensität, die mit einem Rollout von Smart Metering in Deutschland verbunden ist. In Abhängigkeit von der Größe des Netzgebiets und der spezifischen Netzstruktur verändern sich Wertschöpfungsprozesse, wodurch organisatorische und finanzielle Herausforderungen entstehen.
Fazit
Sollte bei einem Unternehmen bereits seit Jahren eine bestimmte Planung vorangetrieben worden sein (und im Einklang mit den technischen Vorgaben stehen), kann es durchaus günstiger sein, diese Technologie weiter zu verwenden. Hier sollte verglichen und nachgerechnet werden, ob sich bereits ein Lock-in- Effekt eingestellt hat bzw. wie der Regulierer mit „stranded investments“ umgeht.
Die Ergebnisse der dena-SMS leisten hierfür einen umsetzbaren Beitrag. Denn obwohl viele Analysen zu Aspekten des Einsatzes von Smart- Meter-Technologie in Deutschland vorliegen, waren Fragen der Gesamtkosten bislang unzureichend beantwortet. Es muss jetzt eine politische Entscheidung geben, ob der Rollout als bundesdeutsches Infrastrukturprojekt angegangen wird, oder nicht.
Ein Folgeprojekt, das ab sofort über Deloitte allen rollout-verantwortlichen Unternehmen offensteht, bietet die Möglichkeit, sich mit anderen Unternehmen der Branche zu vergleichen. Hierbei wird auf intensive Erfahrungen der dena- SMS zurückgegriffen. Mit Blick auf die extrem komplexe Fragestellung „Planung und Durchführung Rollout“ liefert eine Teilnahme eine robuste Basis. Studie erhältlich auf Anfrage oder kostenloser Download auf den Seiten der dena.
www.deloitte.de