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09.09.2016 16:18 Alter: 8 yrs

Das neue Anforderungsprofil der Energiewirtschaft

Kaum eine andere Branche in Deutschland unterliegt einer strengeren Regelung als die Energiewirtschaft. Aktuelle Beispiele dafür sind das Gesetz zur Digitalisierung oder die Novelle der Anreizregulierung (ARegV).


Als Angebot auf diese Herausforderungen startete die Hochschule Schmalkalden im Freistaat Thüringen mit Beginn des Wintersemesters 2016/2017 ein Zertifikatsstudium „Regulierungsmanager (FH)“ und orientiert damit auf das neue Anforderungsprofil der Energiewirtschaft. Im Gespräch der Initiator dieser Weiterbildungsmaßnahme, Dr.-Ing. Dirk Schramm, Geschäftsführender Gesellschafter des Ingenieurbüros für Energiewirtschaft (IfE) aus Steinbach-Hallenberg.

Herr Dr. Schramm, welchen Anstoß gab es zu dieser Initiative?

Im Regulierungsmanagement vereinen sich vielfältige Aufgaben, die durch stetige Weiterentwicklung des Energierechts, zunehmende Dokumentationsanforderungen seitens der Regulierungsbehörden und neue Herausforderungen durch den Netzaus- und Netzumbau zur Integration der erneuerbaren Energien unaufhörlich anwachsen. Somit ist für die dauerhaft erfolgreiche strategische und wirtschaftliche Positionierung eines Versorgungsunternehmens im energiewirtschaftlichen Wettbewerbsumfeld ein hochgradig qualifizierter Regulierungsmanager unverzichtbar.

Die regulatorischen Anforderungen haben inzwischen ein Maß erreicht, das von kleinen und mittelgroßen Energieversorgungsunternehmen (EVU) kaum noch ohne externe Unterstützung zu bewältigen ist. Dabei ist die Kommunikation mit den Regulierungsbehörden ein wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen und erfordert zugleich ein professionelles Beziehungsmanagement.

Was beinhaltet das Studienkonzept?

Das Studium umfasst zwei Semester und ist mit Selbststudien und Präsenzphasen so konzipiert, dass sich Berufstätigkeit und Studium optimal vereinbaren lassen. Die Prüfungen sind direkt in den Studienablauf integriert und finden während der mehrtätigen Präsenzphasen statt. Kleine Jahrgangsgruppen und eine individuelle Betreuung jedes einzelnen Studierenden in fachlichen und organisatorischen Angelegenheiten sorgen für gute Studienbedingungen. Da die Studieninhalte in enger Zusammenarbeit mit unserem Ingenieurbüro für Energiewirtschaft und dem Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e. V. entwickelt wurden, kann ein praxisbezogenes Zertifikatsstudium geboten werden.

An wen richtet sich das Weiterbildungsangebot?

Die Weiterbildung an der Hochschule Schmalkalden richtet sich an alle Mitarbeiter in Energieversorgungsunternehmen, die mit Aufgaben der Regulierung betraut sind. Darüber hinaus sind aber auch Ingenieure, Betriebswirte und Juristen angesprochen. Adressaten sind sowohl EVU-Mitarbeiter mit Regulierungsmanagementpraxisaber auch Quereinsteiger mit Energiebranchenerfahrung. Zulassungsvoraussetzungen sind ein Hochschul- oder BA-Studium sowie mindestens ein Jahr Berufserfahrung in der Energieversorgung oder in verwandten Bereichen. Alternativ sind die allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife oder ein vergleichbarer Abschluss und eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem anerkannten Beruf sowie mindestens zwei Jahre einschlägige energiewirtschaftliche Berufspraxis ausreichend. Auch der Realschulabschluss und eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem anerkannten Beruf sowie eine mindestens vierjährige einschlägige Berufserfahrung ermöglichen den Zugang zu diesem Weiterbildungsstudium.

Das berufsbegleitende Zertifikatsstudium zum Regulierungsmanager (FH) bietet sowohl (Quer-)Einsteigern und Einsteigerinnen als auch Berufserfahrenen einen fundierten Einblick bzw. vertiefende Weiterqualifizierungsmöglichkeiten in das Regulierungsmanagement.

Welche Studieninhalte werden angeboten?

Studienziele sind die Vermittlung fundierter rechtlicher, technischer und betriebswirtschaftlicher Kenntnisse. Wir wollen die Absolventen des Studiengangs befähigen, künftig strategische und operative Aufgaben im Regulierungsmanagement eigenständig zu übernehmen bzw. zu koordinieren. Andererseits sollen die Studierenden Optimierungsmöglichkeiten auf der Netzseite und deren Auswirkungen auf die Vertriebsbereiche kennenlernen.

Praxiserfahrene Referenten werden das erforderliche juristische, wirtschaftliche und technische Know-how rund um das Regulierungsmanagement von A (Anreizregulierung) bis Z (Zähler) vermitteln und Bezug auf aktuelle Regulierungsfragen nehmen. Darüber hinaus werden strategische Gestaltungsoptionen, die einen langfristig gesicherten Netzbetrieb zum Ziel haben, aufgezeigt und diskutiert.

Sie sind auch Mitinitiator der Energierechtstage Schmalkalden, warum dieses Engagement?

Die Transformation der Energiewirtschaft bietet nicht nur Risiken, sondern auch Chancen. Dies gilt für alle Marktteilnehmer auch aus unserer Region – für Versorger, ihre Kunden, die regionale Wirtschaft und Kommunen. Den Risiken wirksam begegnen und Chancen nutzen können wir allerdings nur dann, wenn wir in der Lage sind, uns effizient mit Wissen über die aktuellen Entwicklungen und den Rechtsrahmen der Energiewirtschaft zu versorgen. Dabei hilft eine gute Vernetzung mit Wissensträgern – sowohl auf regionaler wie auch auf überregionaler Ebene.

Gegenstand der Lehre und Forschung an der Hochschule Schmalkalden sind unter anderem Themen der Energiewirtschaft, insbesondere des Energierechts. Um die Ergebnisse der Forschung sowie das vorhandene Know-how der Region zur Verfügung zu stellen, und um Wissenschaft und Praxis vor Ort besser zu vernetzen, haben wir als Praxispartner mit der Hochschule die Energierechtstage Schmalkalden ins Leben gerufen. Diese Veranstaltungsreihe bietet allen, die an Fragen der Energiewirtschaft interessiert sind, ein regelmäßiges Update über relevante Entwicklungen in der Rechtsetzung, Rechtsprechung und Rechtspraxis.

Darüber hinaus möchten wir den regionalen Marktteilnehmern auch Hilfestellung zu konkreten Praxisfragen des Energierechts anbieten. Die erste Tagung dieser neuen Veranstaltungsreihe findet am 21. September 2016 auf dem Campus der Hochschule Schmalkalden statt. Schwerpunkt sind in diesem Jahr die Energiekosten zwischen Regulierung und Energiewende.