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27.10.2015 11:16 Alter: 9 yrs

„Das ist der Oscar der Energie“

Zum dritten Mal wurden in Berlin die Energy Awards vergeben - eine Auszeichnung für Initiativen der Energiewende. Bild links: Tony Fadell , Energizer des Jahres und Stephanie Schoss, Laudatorin


Fotos: Marc-Steffen Unger

Rainer Baake, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium und einer der wichtigsten Köpfe der Energiewende, ist optimistisch: „Ich habe die Hoffnung, dass der Energiesektor der erste Sektor sein wird, in dem wir die Digitalisierung der Wirtschaft komplett erleben werden." Die zweite Phase des Umbaus der Energieversorgung habe begonnen, sagte er bei der Verleihung der Energy Awards im Berliner Museum für Kommunikation. Bis 2027 werde bis zu 50 Prozent des Stroms in Deutschland aus regenerativen Quellen erzeugt werden. Es gehe nun darum, Angebot und Nachfrage zu synchronisieren - und dafür sei auch eine intelligente digitale Steuerung nötig, mahnte der Wirtschaftsstaatssekretär. Diese Umstellung der Energieversorgung ist eine große Aufgabe. „Die Energiewende braucht Menschen wie Sie, die diese Herausforderung annehmen", lobte er die Bewerber um die Energy Awards, die bei einer feierlichen Gala vor 350 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft verliehen wurden. Die Energy Awards würdigen genau jene Innovationen und Ideen, die die Energiewende voranbringen.

Die Auszeichnungen wurden jetzt schon zum dritten Mal von der Energy Academy vergeben, einem von Handelsblatt und General Electric (GE) initiierten Thinktank. Chairmen sind Handelsblatt-Chefredakteur Hans-Jürgen Jakobs und Stephan Reimelt, Europa-Chef von GE. „Die Einsendungen werden mit jedem Mal besser. Das ist für uns eine Verpflichtung, weiterzumachen", schwärmte Jakobs. „Es gibt viele Innovationen, die wir fördern müssen", stellte Reimelt fest.

Christian Deilmann, Johannes Schwarz und Valentin Sawadski, Gründer des Unternehmens Tado. Mit einem kleinen Gerät und einer App sorgen sie dafür, dass eine Heizung nur dann heizt, wenn man zuhause ist. Das spart Energie und Geld. Für ihre Idee wurden sie mit dem Energy Award in der Kategorie Smart Home ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Lars Hinrichs, Gründer des Business-Netzwerks Xing. Sein neuestes Projekt: Ein komplett durchdigitalisiertes Mehrfamilien-Mietshaus in Hamburg. „Smart Home wird immer mehr zur Lebenseinstellung", hat er beobachtet.

Eine Schlüsselrolle bei der Energiewende kommt der Mobilität zu. Den Preis in dieser Kategorie gewannen die Brüder Philipp, Johann und Markus Kreisel mit ihrem Unternehmen Kreisel Electric. Sie haben eine Lithium-Ionen-Batterie für Elektrofahrzeuge auf Basis von Rundzellen entwickelt. Die Jury um Laudator Michael Salcher von der Unternehmensberatung KPMG überzeugte die zuverlässige Schnellladung, die flexible Anpassung an das Fahrzeug und die hohe Reichweite der Batterie.

Dass viele einzelne Projekte die Energiewende vorantreiben, und sind sie noch so klein, erkennt die Energy Academy mit dem Award in der Kategorie Start-up an. In diesem Jahr ging er an das Projekt Blue Freedom von Aquakin, das kleinste und leichteste Wasserkraftwerk der Welt. Es erzeugt Strom, indem man es zum Beispiel in einen Fluss hält.

Doch die Energiewende kann auch mehr Beteiligung an Projekten bedeuten. Das zeigt das Beispiel Wolfhagen. Als sich die Kleinstadt nahe Kassel im Jahr 2008 zum Ziel setzte, mehr Strom zu erzeugen als zu verbrauchen, waren zunächst nicht alle ihre Bürger davon begeistert. Die Lösung: Die zuständigen Stadtwerke Wolfhagen vergaben Genossenschaftsanteile und spezielle Ökostromtarife und steigerten damit die Akzeptanz.

Für diese Idee wurden sie nun in der Kategorie Utilities & Stadtwerke ausgezeichnet. „Utilities und Stadtwerke sind einer der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste Stütze der Energiewende", betonte Laudator Jens Raschke, Partner bei der Unternehmensberatung Bearing Point.

Genauso wichtig sind innovative Lösungen für die Industrie. Viele Bewerbungen gingen in diesem Jahr in dieser Kategorie bei der Energy Academy ein. „Wir haben wie ein Scout nach den Besten gesucht", erklärte Laudator Reimelt bei der Preisverleihung. In diesem Jahr war es Sunfire. Das Unternehmen vereinigt Brennstoffzelle und Elektrolysator in einer Anlage. Damit wird im Normalbetrieb erneuerbarer Wasserstoff erzeugt, gespeichert und bei Bedarf wieder zu Strom umgewandelt.

Der Ehrenpreis für den „Energizer of the Year“ ging an Tony Fadell, Erfinder des iPods und Gründer von Nest, einem Hersteller von intelligenten Heizungsthermostaten. „Fadell erreicht Menschen, die sich bisher nicht für Energiesparen interessiert haben", lobte Lauda torin Stephanie Schoss, Verwaltungsratschefin bei Susi Partners. „Das ist der Oscar der Energie", schwärmte Fadell auf der Bühne des Berliner Museums für Kommunikation und hob die Bedeutung dieses Preises noch einmal hervor: „Ich wünschte, jedes Land hätte so etwas."

Dana Heide, Berlin

 

Die Awards, die in diesem Jahr zum dritten Mal verliehen wurden, prämieren die besten Innovationen und Ideen im Bereich Energie. Dieses Mal waren über 100 Bewerbungen für die „Oscars" der Energiewende eingegangen. 15 Projekte, je drei pro Kategorie, wurden nominiert. Zudem wird jedes Jahr der „Energizer des Jahres" mit einem Sonderpreis gewürdigt. Nach Publizist Jeremy Rifkin und Solarpionier Betrand Piccard wurde in diesem Jahr Google-Nest-Gründer Tony Fadell ausgezeichnet. Ausgeschrieben werden die Preise von der Energy Academy, einem Thinktank für die Energiebranche. Die Akademie Die Energy Academy hat sich zum Ziel gesetzt, im Sinne der Energiewende unternehmerische und umweltgerechte Innovationen zu fördern. Die Basis dafür bilden inzwischen 220 Experten aus verschiedenen Bereichen. Dazu gehören Architekten, Journalisten und Professoren ebenso wie Manager, Energiehändler, Experten für Gebäudetechnik, Kraftwerk- und Heizkesselspezialisten oder Politiker.

Energy Awards und Energy Aca demy wurden ge- meinsam von Handelsblatt und General Electric initiiert. Partner der Energy Awards 2015 waren Deutsche Telekom, EDF, Bearing Point, N-TV, Energate, KPMG und Mercedes-Benz.

Veröffentlichung des Beitrags mit freundlicher
Genehmigung des „Handelsblatts"