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< dena-Smart-Meter-Studie: Kosten und Planung des Rollout
25.09.2014 12:00 Alter: 10 yrs

Das Dilemma intelligenter Messsysteme

Die Einführung von Smart Metern bzw. von neuen, intelligenten Messsystemen ab einem Jahresverbrauch von 6.000 kWh und für EEG-Anlagen steht sozusagen vor der Tür. Dennoch sind Energieversorgern aufgrund unvollständiger Gesetzesvorgaben und einer nicht gesicherten Refinanzierung des Rollouts die Hände gebunden.


Fotos: Thüga MeteringService GmbH (TMS)

 Die Verunsicherung in der Branche kann kaum größer sein. Im Gespräch mit Andreas Gluth, Leiter Forschung und Entwicklung bei der Thüga MeteringService GmbH (TMS) zu diesem Thema.

Herr Gluth, die Thüga-Gruppe arbeitet an effizienten Energieversorger- Lösungen für die Zukunft, worin besteht momentan das Dilemma bei der Einführung intelligenter Messsysteme?

Finale Investitionsentscheidungen können noch nicht getroffen werden, zugleich aber müssen wir den Versorgern empfehlen, sich jetzt schon mit dem Rollout, der künftigen Aufgabe der Gateway-Administration und der Finanzierung des Ganzen zu beschäftigen.

Deshalb wurde in der Thüga-Gruppe das Kooperationsprojekt „Admin 6000“ aufgelegt. Mit dem erklärten Ziel, neben der TMS-eigenen Entwicklung einer Gateway-Administrations- Plattform für Partnerunternehmen und Dritte vor allem auch die Integration dieser neuen Aufgabe in die IT- und Prozesslandschaft der Unternehmen effizient zu gestalten. Obendrein sollen passende Handlungsempfehlungen für die optimale Rollout-Strategie in den Unternehmen abgeleitet werden.

Wir betreiben aber auch aktive Lobby-Arbeit, damit die Rahmenbedingungen für den Rollout an den operativen Erfordernissen ausgerichtet werden und die Finanzierung des notwendigen Systemumbaus so ausgewogen wie möglich gestaltet wird.

Welche Rolle spielen dabei die „Task Forces“ für künftiges Energiedatenmanagement?

Die Experten aus dem Projekt Admin 6000 sind in den „Task Forces“ vertreten, die zur Beschreibung technischer Anforderungen an die künftigen Aufgaben in Zusammenarbeit des FNN, Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V.), und des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) eingerichtet wurden. Darüber hinaus kann durch aktives Mitwirken im FNNLenkungskreis „Zähl- und Messwesen“ oder auch in der Projektgruppe „Zukünftige Messsysteme“ zum einen direkt Einfluss auf die Ausgestaltung künftiger Richtlinien und technischer Entwicklungen genommen werden. Zum anderen werden die Interessen der Thüga-Partnerunternehmen in den relevanten Verbänden vertreten.

 Wir streuen die Informationen oder Neuerungen, die wir aus den Gremien mitbringen, in die Thüga-Gruppe und profitieren zugleich davon, dass wir uns technisches Praxiswissen einholen. Im Konkreten sind wir als TMS dabei, eine Plattform zur Gateway-Administration zu entwickeln – unter Berücksichtigung der BSI-Vorgaben und umgekehrt unter Weitergabe der technischen Erkenntnisse für praktikable Anforderungen an die zuständige Behörde. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

Wie beurteilen sie den Entwicklungsstand bei der Gateway-Administration?

Die Gateway-Administration soll eine Plattform sein, um die Komplexität des künftigen Systems mit unterschiedlichen Marktpartnern in sich zu vereinen. Damit ist sie eine der zentralen Aufgaben in der Energieversorgung der Zukunft. Eine Aufgabe, die auch mit entsprechend hohen Anforderungen belegt ist - vor allem im Hinblick auf die Sicherheit der Kundendaten und die geforderte BSI-Zertifizierung.

 Thüga MeteringService ist sehr nah am „Geschehen“: Wir verwalten heute schon knapp fünf Millionen Zählpunkte und gewährleisten mit unserem datentechnischen Know-how seit Jahren die sichere und reibungslose Verarbeitung von Kundendaten. Gleichzeitig läuft die Zertifizierung nach ISO 27001 auf Basis BSI Grundschutz im Unternehmen bereits auf Hochtouren.

Bleibt dieses Know-how allein der Thüga-Gruppe vorbehalten?

Keineswegs, die TMS-Plattform zur Gateway-Administration wird nicht nur Thüga-Partnern angeboten, auch andere interessierte Unternehmen können auf den Dienst aufspringen. Als Thüga MeteringService wollen wir gemeinsam mit der Thüga Aktiengesellschaft bei den Energieversorgern vor allem eines erreichen: Kosteneinsparungen.

 Die Gateway-Administration ist von hohen Investitionskosten für IT-Systeme und eine anspruchsvolle Zertifizierung geprägt. Eine Bündelung für die Realisierung von Skaleneffekten ist daher essenziell. Einer Analyse der Thüga Aktiengesellschaft zufolge sind die Kosten für den Aufbau der Gateway-Administration erst ab etwa eine Million Zählpunkte überhaupt wirtschaftlich tragbar. Eine nicht unerhebliche Anzahl, die speziell bei kleinen oder mittleren Energieversorgern Probleme aufwerfen dürfte – zumindest im Alleingang. Daher raten wir dazu, Synergien aus Kooperationen zu schöpfen, um die kritische Masse von rund einer Million Zählpunkten zu stemmen und parallel Kostenvorteile zu generieren.

Bleiben aktuell noch offene Fragen?

Die – im Detail noch offenen – Vorgaben im IT-Sicherheitsgesetz werden kostentechnisch nach Meinung der Experten noch weitere Wellen schlagen und sicher vermehrt zu Kooperationen führen. Denn zahlreiche Netzbetreiber werden zu hohen Investitionen in ihre IT-Systeme und -Prozesse gezwungen sein – und zwar unabhängig von der Unternehmensgröße. Für nicht wenige wird sich dann die Frage stellen, ob das Betreiben eigener IT-Systeme unter diesen Umständen aus ökonomischer Sicht noch möglich ist.

 Beispielsweise untersuchte kürzlich eine FNNArbeitsgruppe die Anforderungen für die Telekommunikationstechnologie. Ziel war es, die verfügbaren Technologien hinsichtlich Bandbreite, Verfügbarkeit oder Reaktionszeit zu bewerten. Allerdings stoßen wir in den Arbeitsgruppen auch an unsere Grenzen, da für einige technische Festlegungen die Fertigstellung des rechtlichen Rahmens zwingend erforderlich ist – Oft sind es „kleine Festlegungen“ die fehlen, die dazu führen würden, dass die Arbeiten weitergehen oder sogar beendet werden könnten – d.h. es fehlen eigentlich Impulse, die einfach festgelegt werden müssten.

 Thüga und Thüga MeteringService fordern daher im Sinne ihrer Partner und Kunden, dass der Gesetzgeber dringend konkrete Vorgaben festlegt, um den Energieversorgern bei den anstehenden, ohnehin enormen Herausforderungen wieder mehr Rechts- und allem voran Investitionssicherheit zu geben.

www.meteringservice.de