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< Energiewende ist eine komplexe Gestaltungsaufgabe
20.12.2022 14:58 Alter: 2 yrs

Bleibt das PCK Schwedt erhalten?

Seit Wochen läuft die Diskussion um die Versorgung mit Öl in das PCK Schwedt. Die Raffinerie wird mit Öl aus Russland beliefert und eine Einstellung der Belieferung hat Auswirkungen auf die gesamte Region. Annekathrin Hoppe (SPD) ist die Bürgermeisterin der Stadt in der Uckermark (Land Brandenburg) und wartet im Gespräch mit THEMEN!magazin auf eine Garantie der Bundesregierung für den Erhalt des Standortes.


Annekathrin Hoppe, Bürgermeisterin Schwedt/Oder Foto: Ronald Mundzeck

Wer wird noch ins Theater, ins Kino, in die Musikschule oder ins Schwimmbad gehen können, wenn man sich das nicht mehr leisten kann?“

Annekathrin Hoppe

Frau Hoppe, welchen wirtschaftlichen Stellenwert hat das PCK Schwedt für die Stadt und die Region?

Die PCK Raffinerie ist mit seinen 1.200 Arbeitsplätzen ein wichtiger Arbeitgeber, nicht nur für Schwedt/Oder, sondern für die gesamte Region der Uckermark. Dazu kommen noch ca. 2.500 nachgelagerte Stellen im industrienahen Umfeld. Daran hängen Familien, die bisher ein gutes Auskommen hatten. Wenn PCK gefährdet ist, dann hat das unmittelbar Auswirkungen auf fast alle Lebensbereiche in der Stadt.

Die Wohnungen in Schwedt werden weit überwiegend mit Fernwäre vom PCK versorgt. Es ist Aufgabe der Stadt, sicherzustellen, dass die Wohnungen im kommenden Herbst nicht kalt bleiben. Deshalb brauchen wir Klarheit, wie es weitergehen wird. Auch das Engagement von PCK, sich hier vor Ort einzubringen, möchte ich nicht unerwähnt lassen. Zahlreiche Vereine, Schulen, Kitas erhalten eine Unterstützung, die beispielgebend ist und das Leben in der Stadt bereichert.

Der freiwillige Verzicht der Bundesregierung auf russisches Pipeline-Öl stellt eine Herausforderung für die Energieversorgung in Ostdeutschland dar, denn Tankstellen, Haushalte, Unternehmen und auch der Großflughafen Berlin-Brandenburg werden mit Kraft- beziehungsweise Heizstoffen aus Schwedt/Oder beliefert. Wenn das Werk seinen Betrieb einstellt, kann es zu Engpässen in der Hauptstadtregion und Umgebung kommen.

Mit Verbio und Alcmene gibt es Interessenten für die Übernahme der Raffinerie, ist dies die Lösung?

Zur aktuellen Gesellschafterstruktur möchte ich mich nicht äußern. Und an Spekulationen zur Berichterstattung in der Presse beteilige ich mich nicht. Eins kann ich sagen: Unbekannt ist Verbio in Schwedt nicht. Der Konzern betreibt bereits eine Bioraffinerie auf dem PCK-Gelände. Wir verfolgen mit Spannung die weitere Entwicklung, denn es geht für die Region um die Erhaltung des Standortes.

Wie steht es momentan um Garantien zum Erhalt des Standortes?

Im Moment haben wir nur die mündliche Zusage von Bundeswirtschaftsminister Habeck während seines Besuches in der PCK Raffinerie GmbH Anfang Mai. Eine schriftliche Garantie zum Erhalt des Standortes, der Arbeitsplätze und die Unterstützung des anstehenden Transformationsprozesses gibt es nicht. Zwar wurde eine Taskforce eingerichtet – in die ich nachträglich berufen wurde –, aber ich habe das Gefühl, wir treten auf der Stelle. Es sind viele technische und logistische Fragen zu klären, bis der Hahn zugedreht werden kann. Dies hat auch die Landesregierung erkannt und dem Bund einen Fragenkatalog zukommen lassen, der im Vorfeld des Importstopps geklärt werden muss. Man hat aber den Eindruck, der Bund will da nicht so ran. Und die Taskforce wird erst wieder im Juli zusammenkommen.

Wir bedanken uns für das Gespräch.