Nachricht
BDEW Kongress mit Schwerpunktthema Convergence
„Industry Convergence“ lautete das Thema des BDEW-Kongresses 2017. Diskutiert wurde u. a. über die Frage: Neue Märkte, neues Wachstum, neue Branche? Die Kongressteilnehmer waren sich einig, der Transformationsprozess in der Energiewirtschaft wird sich weiter verschärfen.
Wir sprachen nach Abschluss des Kongresses mit Johannes Kempmann, Präsident des BDEW und Technischer Geschäftsführer der Städtischen Werke Magdeburg zu seinen ersten Eindrücken.
Foto: Gerhard Kassner
Herr Kempmann, warum wurde dieses Kongressthema gewählt?
Thema „Industry Convergence“ gestellt, denn der Transformationsprozess in der Energiewirtschaft wird sich weiter verschärfen. Themen wie „Neue Märkte“, Neues Wachstum“ oder auch „Neue Branche“ können wir nicht einfach ignorieren. Vielmehr müssen wir uns dieser Entwicklung stellen. Denn die auf Versorger zukommenden Veränderungen können gewaltig werden. Bereits heute zeigt sich: Das ureigene Geschäft von Versorgungsunternehmen, die Lieferung von Strom und Gas, wird immer aufwendiger und komplizierter.
Gleichzeitig verändert sich die bisherige Wertschöpfung grundlegend durch die Digitalisierung. Zu den etablierten Energieunternehmen stoßen neue Marktteilnehmer aus IT und Big Data, Automotive, Projektentwicklung und Wohnungswirtschaft. Dem Trend zur Convergence können wir nicht ausweichen. Aber wir müssen nicht in Panik verfallen, im Gegenteil: Die Unternehmen der Energiewirtschaft haben genügend Know-how, um sich auf diese Veränderungen erfolgreich einzustellen.
Wie bewertet der Kongress das Thema Sektorkopplung?
Mit der Sektorkopplung ergeben sich neue Chancen für Synergien sowie Kooperationen mit Unternehmen aus unterschiedlichen Sektoren, insbesondere mit den Bereichen Wärme und Mobilität. Es bieten sich interessante Wachstumspotentiale, aber auch Risiken. Denn die Unternehmen anderer Sektoren stehen ebenfalls in den Startlöchern und drängen in den Energiemarkt. Deshalb ist es jetzt wichtig, innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln. Hier hat der Kongress vielfach Treiber für eine solche Entwicklung aufgezeigt.
Einer funktionierenden Sektorkopplung stehen noch etliche Hindernisse im Weg, ich nenne hier nur Entgelte, Umlagen und Abgaben. Und es kann nicht sein, dass einzelne Technologien privilegiert werden. Deshalb fordern wir als BDEW bei diesem Thema beispielsweise mit Blick auf die Potenziale von Gas schon seit langem Technologieoffenheit.
Abschließend die Frage, welche übergreifende Forderung stellen Sie an eine künftige Bundesregierung?
Politik soll ihrer Verantwortung gerecht werden und verlässliche Rahmenbedingungen setzen. Die Gestaltung der erforderlichen Prozesse sollte man den Fachleuten der Branche überlassen, die es können. Nehmen wir das Beispiel NEMoG. Die ursprünglich geplante Streichung der Vergütung für steuerbare Anlagen wäre kontraproduktiv gewesen. Diese Anlagen tragen mit ihrer dezentralen Erzeugung dazu bei, die Netznutzung zu reduzieren. Lastnähe, Steuerbarkeit und Flexibilität von KWK-Anlagen zum Beispiel sind für ein modernes und wettbewerbliches Strommarktdesign unverzichtbar. Es ist gut, dass die Politik auf unsere Sachargumente gehört hat und die vermiedenen Netzentgelte erhalten bleiben.