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< Ein neues Strommarktdesign für Deutschland
14.03.2018 11:40 Alter: 7 yrs

Balance von Klimaschutz, Bezahlbarkeit und Verlässlichkeit wahren

„Energiemix der Zukunft – Der Weg zum Kohleausstieg“ – war eine Podiumsdiskussion auf dem „Führungstreffen Energie“ überschrieben, bei der Experten die Perspektiven für die Energiewelt von morgen unter die Lupe nahmen. Wenn in Deutschland auch der Weg zur Dekarbonisierung beschritten wird, ist der Energieträger Kohle aber noch auf längere Zeit für die Versorgungssicherheit notwendig.


Wir sprachen hierzu mit Dr. Frank Weigand, Vorstandsvorsitzender der RWE Power AG und Teilnehmer der Podiumsdiskussion.

Foto: svv-eworld, Mathis Wienand

Herr Dr. Weigand, erfordern Klimaschutzziele die schnelle Schließung von Kohlekraftwerken?

Es greift viel zu kurz, die Energiewende auf die symbolhafte Schließung von Kohlekraftwerken zu reduzieren. Bei den anstehenden politischen Weichenstellungen muss es darum gehen, die Balance von Klimaschutz, Bezahlbarkeit und Versorgungssicherheit zu bewahren. Das ist entscheidend für unsere Industrienation. Mit dem Europäischen Emissionshandelssystem gibt es ein Instrument, das genau hierzu beiträgt. Langfristig werden die CO2-Emissionen im ETS-Sektor um fast 90 % sinken, auch weil die Vorgaben gerade deutlich verschärft worden sind. Dass der Koalitionsvertrag vorsieht, das EU-ETS zu stärken, statt es durch nationale CO2-Mindestpreise auszuhöhlen, ist der richtige Weg. Denn das EU-ETS sichert, dass der ETS-Sektor, dem die Stromerzeugung unterliegt, in Europa seine Klimaziele erfüllt. Im Übrigen: RWE hat schon 2015 einen „Braunkohlenfahrplan“ vorgestellt, der beschreibt, wie wir CO2-Emissionen reduzieren – allein bis 2030 werden das gegenüber 2015 bis zu 50 % sein. Nennen Sie mir einen Sektor, der ähnlich ambitionierte Ziele hat.

Wie notwendig ist der Energieträger Kohle zur Versorgungssicherheit?

Aktuell beträgt der Anteil der Kohle an der Stromversorgung in Deutschland rund 40 % – noch viel höher ist aber ihr Anteil an der gesicherten Leistung, also den Kapazitäten, die immer verfügbar sind und sein müssen, um die Versorgung zu gewährleisten. In den nächsten Jahren wird gesicherte Leistung aus dem System gehen: durch Stilllegungen von Kraftwerken und das Ende der Kernenergie in 2022. Ersatz, etwa in Form großer Speicher, ist nicht erkennbar. Wir werden die Kohle noch lange benötigen, aber mit dem Zuwachs der Erneuerbaren wird der Kohleanteil ganz natürlich zurückgehen. Das ist die Logik der Energiewende. Zur Logik gehört aber auch, immer ausreichend Strom zur Verfügung zu haben, auch in Zeiten einer Dunkelflaute. Wir haben unsere Anlagen mit hohem Aufwand so ertüchtigt, dass wir die Leistung flexibel an die sich schnell wechselnde Einspeisung von Wind und Sonne anpassen können. Auch das zeigt: Konventionelle Kraftwerke und Erneuerbare sind zwei Seiten einer Medaille.

Welche Auswirkungen hätte ein „unkontrollierter“ Ausstieg aus der Kohle?

Die Physik lässt sich bekanntlich nicht austricksen. Einen gleichzeitigen Ausstieg aus Kernenergie und Kohle kann unser System nicht verkraften. Diesen Weg geht ja auch kein anderes Land. Der Umbau des Energiesystems muss mit Vernunft und Zeit erfolgen. Dabei dürfen wir die Menschen in den betroffenen Braunkohlenregionen nicht vergessen. Sie machen einen tollen Job und verlangen zu Recht einen geordneten Übergang und keine Strukturbrüche!

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