Nachricht

< Wir brauchen mehr echte Direktvermarktung des grünen Stroms
15.05.2014 09:34 Alter: 11 yrs

Die DREWAG-KWK-Strategie

Unseren Dresdner Weg zur Antwort auf die Herausforderungen der Energiewende beschreiben wir als Synthese von Tradition und Moderne. Denn Fernwärme und Kraftwärmekopplung stehen in Dresden nicht erst durch die Energiewende auf der Agenda. Mit dieser Wertung sehen Reiner Zieschank (li.) und Dr. Reinhard Richter, beide Geschäftsführer der DREWAG – Stadtwerke Dresden GmbH im folgenden Beitrag die „DREAWG-KWK-Strategie als integralen Bestandteil des Dresdner Energie- und Klimaschutzkonzeptes“.


Biomethananlage Haßlau

Zukunft braucht Herkunft. Fernwärme und Kraft-Wärme-Kopplung ist in Dresden seit über 100 Jahren kein Fremdwort mehr. Bereits um 1900 gab es die ersten Anschlüsse mit Fernwärme, wurde das erste europäische Fern-Heizkraftwerk in Betrieb genommen, direkt hinter der Semperoper. Die Anlage versorgte damals über eine 1200 Meter lange Heiztrasse auch das Dresdner Schloss, die Semperoper und die Kathedrale mit „Fernwärme“ und Strom. Heute ist Dresden als Landeshauptstadt zu 40 Prozent fernwärmeversorgt. In Zahlen ausgedrückt stehen dahinter ein großes, modernes GuD-Kraftwerk und 6 kleinere Produzenten, 529 Kilometer Fernwärmetrasse und rd.7350 versorgte Objekte, deren Zahl weiter zunimmt. Ca. 30 Prozent der bei DREWAG- Stadtwerke Dresden GmbH Beschäftigten sind im Bereich Fernwärme eingebunden. Heute versorgt die DREWAG über 300.000 Kunden mit Strom, Erdgas, Trinkwasser und Fernwärme. In umweltfreundlichen Anlagen wird ein Großteil des Stroms, der Wärme und des Trinkwassers in Dresden selbst erzeugt.

Integriertes Energieund Klimaschutzkonzept

Neben der Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels ist seine Begrenzung durch die drastische Senkung des Eintrages von Treibhausgasen in die Erdatmosphäre zu einer globalen Aufgabe geworden, der sich auch Dresden in zunehmendem Maße stellt. Deshalb wurde im Auftrag des Stadtrates ein Integriertes Energie- und Klimaschutzkonzept (IEuKK) für den Zeitraum bis 2030 erstellt und bestätigt. Strategische Zielsetzung ist, bestehende Potenziale in den Schwer punkt bereichen energetische Gebäudesanie rung, Modernisierung der Energieversorgung sowie effiziente Energie nutzung in Haushalten, Ge werbe und Industrie zu erschließen und Dresden auf den Weg zu höchster Energie effizienz zu führen, so dass langfristig ein attraktiver Wohn- und Wirt schafts standort mit preiswerter, sicherer und umweltverträglicher Energieversorgung entsteht.

Fokus auf den Wärmeund Verkehrsmarkt setzen

Aus diesem strategischen Konzept haben wir die „DREWAG-KWK-Strategie“ abgeleitet und verstehen diese als integralen Bestandteil des IEuKK. Orientierung für unser unternehmerisches Handeln bieten hier die wichtigsten Maßnahmen aus dem Konzept. Auch mit der Erkenntnis, dass die „Energiewende“ in Deutschland fehlgesteuert scheint. Statt Gelder in Größenordnungen in Photovoltaik und Windstrom zu leiten, wäre eine gesamtvolkswirtschaftliche Betrachtung sicher erforderlich. Nimmt man den Primärenergieverbrauch in Deutschland, dann liegt der Anteil von Strom bei 21 %, der von Verkehr dagegen bei 28 % und der Wärmeanteil macht den größten Posten aus mit 51 %. Auch ist festzuhalten, Fernwärme wird durch die Rahmenbedingungen der Energiewende bedroht. Kernprobleme sind hierbei die niedrigen Preise für CO 2 -Emissionszertifikate, niedrigen Strompreise und die Tendenz zunehmender Entsolidarisierung durch Eigenstrom produktion. Für die Energieversorgung der Stadt Dresden sehen wir trotz allem Problemlösungsansätze und deshalb besitzt die Fernwärmeversorgung einen besonderen Stellenwert. So wird der Fernwärmeausbau auf Basis von Gebietsuntersuchungen und unter Beachtung städtebaulicher Entwicklungsziele geplant. Im Fokus stehen der Ausbau und die technologische Ertüchtigung des zentralen Fernwärmesystems einschließlich der Herstellung von Wärme speichern, der Bau von zwei Biomasse-Heizkraftwerken und die abschnittsweise Senkung der Systemreparatur. Die energetische Optimierung bestehender Heizungsanlagen sehen wir als einen wichtigen Punkt, um Energieeffizienz nicht nur über Gebäudedämmung zu erreichen, sondern den eigentlich logischen Weg der Verbrauchsreduzierung zu gehen. Für Dresden ist hierbei ein Anreizprogramm zum hydraulischen Abgleich bestehender Heizungsanlagen in der Diskussion. Ein Schwerpunkt ist ebenfalls die Ausarbeitung und Umsetzung der Maßnahmenliste des Verkehrsentwicklungsplanes. Elektromobilität ist seit 1895 in Dresden Standard und heute werden über 2/3 der Dresdner ÖPNV-Leistungen „elektromobil“ erbracht. Deshalb unterstützen wir die Stadt bei dem Vorhaben „Modellstadt für Erneuerbare Elektro-Mobilität“ zu werden.

Effizienzszenario für die künftige Wärmeversorgung

Beim Ausbau der emissionsarmen Fernwärmeversorgung ist ein Schwerpunkt der strategischen Planung auf die Bestandsverdichtung ausgerichtet. Diese birgt nach vorliegenden Analysedaten rd. 140 MW Anschlusspotential mit 70 Tt/a CO2 -Reduzierung. Betrachtet man die dezentralen Gebiete, so lassen sich hier ca. 35 MW Anschlusspotential für Gas erkennen. Der Fernwärmeausbau soll entsprechend der künftigen Stadtentwicklung erfolgen und die Errichtung von Inselnetzen stärker in die Entwicklungsplanung einbezogen werden. Auch ist es sinnvoll, in bestehenden Gebieten die Nahwärme weiter auszubauen. Bieten doch Nahwärmesysteme mehr Freiheitsgrade in Bezug auf den Brennstoff, ob Gas, Biomethan, Holz oder Pellets. Deshalb unterstützen wir eine Initiative zur Heizungsmodernisierung mit Holz/Holzpellets in Stadtrandlagen und Eingemeindungsgebieten gemeinsam mit dem sächsischen Handwerk und Sachsenforst. Die Erhöhung von Versorgungssicherheit und hydraulischer Leistungsfähigkeit durch Maßnahmen der Elbquerung, Einrichtung von Versorgungsringen und der Einsatz von Wärmespeichern sind weitere Punkte in unserem Effizienzszenario. Augenmerk legen wir zudem auf die Senkung der Übertragungsverluste und eine Effizienzerhöhung durch Absenkung der Rück-und Vorlauftemperatur. 

Fernwärme muss grüner werden

Die Erkenntnis ist nicht neu, Fernwärme besitzt eine hohe Kosteneffizienz bei der CO 2 -Senkung, aber ohne Erneuerbare Energien-Anteile würde Fernwärme diesen Effizienzvorteil langfristig einbüßen. Deshalb ist es aus unserer Sicht notwendig, die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) als eine Chance für Wirtschaft und Umwelt stärker in den Mittelpunkt bei der Diskussion um den Wärmemarkt zu rücken. Allerdings müssen KWK-Anla gen in die Lage versetzt werden, auch bei negativen Strompreisen Fernwärme wirtschaftlich zu produzieren. Im Klartext heißt das: Die Privilegierung von Eigenstromproduktion mit Wärmeauskopplung darf nicht die zentrale Fernwärmeproduktion wirtschaftlich an die Wand spielen. Wettbewerbsgleichstellung muss hier oberstes Gebot sein. Bereits seit mehreren Jahren arbeiten wir an der Erhöhung des Anteils Erneuerbarer Energien in der Fernwärme. Unser Gasturbinen-Heizkraft werk Nossener Brücke mit angeschlossenem Fernwärmenetz betreiben wir mit Erdgas. Die Abwärmenutzung in Dresden liegt mit einer Fernwärmeleistung von 480 MW auf einem hohen Niveau. Unsere Biogasanlage Klotzsche, am nördlichen Stadtrand von Dresden ist seit 2010 in Betrieb. Die Anlage wird mit Maissilage und Gülle „gefüttert“ und erzeugt heute 3.400 MWh Strom und 3.500 MWh Fernwärme. Sie wird vollautomatisch und ohne ständige Besetzung betrieben, die Überwachung erfolgt über unsere Leitwarte im Heizkraftwerk Dresden-Reick. Mit der 2011 in Betrieb genommenen Biomethananlage in Haßlau erreichen wir heute eine Bioerdgas-Erzeugung von 67.000 MWh/a. Nachdem der Fernwärme-Absatz in Sachsen bis zum Jahr 2008 kontinuierlich sank, ist er seit 2009 wieder auf einem Wachstumspfad. Wir gehen davon aus, auch in den kommenden Jahren wird ein Wärmemarkt existieren, auf dem sich kommunale Unternehmen mit schlüssigen Nah- und Fernwärmekonzepten betätigen.

www.drewag.de